Pecos Nkongo Essobo
Privat
Pecos Nkongo Essobo findet auch an seiner Universität Rückhalt und Unterstützung
"Mit einer schnellen und unkomplizierten Unterstützung hat mir die DAAD-Stiftung aus meiner unverschuldeten Notsituation herausgeholfen und ich hatte plötzlich wieder Boden unter den Füßen."
Pecos Nkongo Essobo kam im März 2009 nach Deutschland. Er bestand die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang und studierte zunächst Verfahrens- und Umwelttechnik, bevor er 2012 ein Bachelorstudium in Produktions- und Prozessmanagement antrat.
Hier gibt er einen Einblick in sein (Studenten-)Leben und schildert, was die Förderung aus dem Notfall-Fonds der DAAD-Stiftung für ihn bedeutet:
Mein Name ist Pecos Nkongo Essobo und ich bin am 03.06.1987 im Kamerun geboren. Zuhause waren wir 7 Kinder (4 Mädchen und 3 Jungs). Mein Vater war Lehrer in Douala, eine größere Stadt in der Nähe von Jaunde (Hauptstadt von Kamerun). Meine Mutter hat uns alle zuhause betreut. Alle meine Geschwister konnten zur Schule gehen und haben alle Abitur gemacht.
Die Möglichkeit, in Europa zu studieren, war schon immer mein Wunsch. So hat meine Familie Geld gesammelt und ich konnte mich an der Hochschule Heilbronn einschreiben, nachdem ich einen Deutschkurs in Karlsruhe am Studienkolleg erfolgreich absolviert hatte.
Jetzt studiere ich seit März 2010 an der Hochschule Heilbronn, zuerst im Studiengang Verfahrens- und Umwelttechnik und jetzt Produktions- und Prozessmanagement.
Da mein Abitur auf Schwerpunkt „Kälte- und Klimatechnik“ ausgerichtet war, habe ich mich zuerst im Studiengang Verfahrens- und Umwelttechnik eingeschrieben. Später habe ich zu Produktions- und Prozessmanagement gewechselt, da ich dort von der Lernfabrik im 6. Semester gehört hatte. Durch die Lernfabrik ergibt sich eine interessante Möglichkeit, ein Produkt von der Planung bis zur Vermarktung zu gestalten – eine kleine eigene Firma mit Planung/Konstruktion/Vermarktung etc. eben.
Vieles was in Deutschland als selbstverständlich gilt, z.B. Mülltrennung oder sich um die Umwelt zu kümmern, ist in meinem Land noch lange nicht im Aufbau begriffen. Hier möchte ich später mal als Selbständiger helfen.
Das Studium hier an der Hochschule macht mir sehr viel Spaß. Dabei musste ich aber auch lernen, dass man mit Ordnung und Zielstrebigkeit weitaus schneller an seine Ziele kommt als in den Tag hinein zu leben. Dennoch habe ich hier auch Kontakt zu Kommilitonen aus meinem Land und die vielfältigen Möglichkeiten des Zusammenlebens hier in Deutschland begeistern mich. Wir sprechen untereinander alle Sprachen: Deutsch und auch Französisch (meine Muttersprache).
Durch Organisieren und Mitgestalten der internationalen Woche anlässlich des 50-jährigen Jubiläums wurde für mich die Hochschule auch eine internationale Begegnungsstätte. Ich selbst wohne im gemischten Studentenwohnheim und soweit es mein Studium zulässt, arbeite ich neben her.
Ein schwerer Schicksalsschlag hat mich dann letztes Jahr (2016) aus der Bahn geworfen. An studieren war nicht mehr zu denken. Mein Kopf war nicht frei, das Gelernte aufzunehmen.
Meine beiden Eltern wurden plötzlich sehr krank, meine Mutter hatte Lungenkrebs und starb sehr schnell, mein Vater hatte einen Herzinfarkt. So hatte ich plötzlich keine finanzielle Unterstützung mehr hier in Deutschland. Mein Aufenthalt hier beträgt 10 Regelstudiensemester, danach muss ich wieder zurück in mein Heimatland.
Auch hat der traurige Anlass dazu geführt, dass ich plötzlich für meine beiden Brüder verantwortlich war und diese aus dem Krisengebiet meines Heimatlandes heraus zur Verwandtschaft nach Belgien holen musste. Sie sollten dort unterkommen, da unsere Eltern sie nicht mehr schützen konnten und sie dort politisch verfolgt wurden.
Der Hochschulseelsorger der Hochschule Heilbronn unterstützte mich in Gesprächen, jedoch konnte durch den finanziellen Notfallfonds der Hochschule Heilbronn leider nur ein einmaliges „Tafelticket“ für die Mensa und ein Flugticket zur Beerdigung gestellt werden. Alle Bemühungen der Stipendienbeauftragten der Fakultät für Technische Prozesse, Stipendiengeber für mich zu finden, die schnell und unkompliziert helfen, sind fehlgeschlagen.
Durch den Tod meiner Eltern benötigte ich eine Soforthilfe, denn ich lebte bereits seit einem Jahr „von der Hand in den Mund“. So konnte es nicht weiter gehen, unter den gegebenen Umständen konnte ich keine Kraft für mein Studium finden. Außerdem habe ich nur bis Ende 2020 Gastrecht in Deutschland und muss nun in zwei Semestern mein Studium an der Hochschule Heilbronn beenden.
Da erfuhr ich vom Notfall-Fonds der DAAD-Stiftung. Mit einer schnellen und unkomplizierten, aber individuellen Unterstützung wurde mir aus meiner unverschuldeten Notsituation herausgeholfen und ich hatte plötzlich wieder Boden unter den Füßen.
So konnte ich mein Praxissemester und die Lernfabrik erfolgreich abschließen und werde nach Zusammenschreiben meiner Bachelor-Thesis in mein Heimatland zurückkehren, um dort den Aufbau voranzutreiben.
Stand: Herbst 2017. Die deutsche Version ist das Original.