Franziska Feller
Fraziska Feller genießt ihre Zeit umgeben von der wunderschönen Natur Kanadas
"Dank der Hilfe der Prof. Dr. Bingel-Stiftung und der DAAD-Stiftung hatte ich im letzten Jahr die Chance, im Rahmen meiner Doktorarbeit drei Monate lang an der University of British Columbia (UBC) in Vancouver, Kanada an meinem Forschungsthema, dem bakteriellen Abbau von Steroiden, forschen zu können."
Franziska Feller konnte im Rahmen eines Kurzzeitstipendiums der DAAD-Stiftung, welches durch die Prof. Dr. Bingel-Stiftung gespendet wurde, einen Teil ihrer Promotionsrecherche an der University of British Columbia (UBC) in Kanada durchführen.
Hier berichtet sie von Ihrer Zeit vor Ort:
Forschung
Dank der Hilfe der Prof. Dr. Bingel-Stiftung und der DAAD-Stiftung hatte ich im letzten Jahr die Chance, im Rahmen meiner Doktorarbeit drei Monate lang an der University of British Columbia (UBC) in Vancouver, Kanada an meinem Forschungsthema, dem bakteriellen Abbau von Steroiden, forschen zu können.
An der UBC durfte ich in der Gruppe von Prof. William W. Mohn unter der Betreuung von Dr. Johannes Holert arbeiten. In dieser Gruppe wird schon lange am bakteriellen Abbau von Steroidverbindungen gearbeitet. Dabei wird allerdings im Gegensazu zu meiner eigenen Forschung ein etwas anderer Schwerpunkt, insbesondere auf andere Steroidverbindungen und andere Methoden, gelegt, die ich in diesem Aufenthalt lernen konnte. Hier handelt es sich um bioinformatische Methoden, die an meinem Heimatinstitut bislang noch nicht genutzt wurden. Für meine Arbeit und die aktuellen Fragestellungen, insbesondere im Hinblick auf die praktischen ökologischen Abläufe und komplexen Zusammenhänge im Erdboden, waren diese bioinformatischen Methoden der sinnvolle nächste Schritt, sodass ich in diesem Aufenthalt meine Forschung an kritischen Punkten weiterbringen konnte.
Konkreter Gegenstand meiner Forschung war der bakterielle Abbau von Gallensäuren. Gallensäuren sind Steroidverbindungen, die in Wirbeltieren aus Cholesterin gebildet und anschließend nach Nahrungsaufnahme in den Verdauungstrakt abgegeben werden, wo sie bei der Verdauung von Fetten und fettlöslichen Nahrungsbestandteilen helfen. Gallensäuren werden im Körper zwar überwiegend recycelt, indem sie wieder aufgenommen und neu eingesetzt werden, trotzdem wird ein Teil von ihnen auch ausgeschieden.
Sowohl im Darm als auch in der Umwelt, beispielsweise auf Tierweiden, treffen Gallensäuren auf Bakterien, die deren Struktur verändern können. In Vancouver hatte ich die Möglichkeit, mit Hilfe von bioinformatischen Methoden in Genomen und Metagenomen (für die die gesamte DNA einer Umweltprobe analysiert wird und nicht nur die DNA eines einzelnen Organismus) Proteine zu suchen, die für Proteine kodieren, die Gallensäuren verändern. Dabei konnten wir einerseits entsprechende Gene in einigen Bakterienarten finden, bei denen zuvor noch nicht bekannt war, dass sie über derartige Proteine verfügen, und andererseits ausgehend von einer solchen Datenbank an neuen Proteinen „Werkzeuge“ entwerfen, mit denen diese Proteine in den komplexen Metagenomen gesucht werden können.
Land und Leute
Da ich viel lernen wollte, habe ich in Vancouver sehr viel gearbeitet, hatte aber immer wieder auch Zeit, mich dort umzusehen. Obwohl es sich bei der Stadt und insbesondere der Metropolregion Vancouver um eine große Stadt handelt, wirkte die Stadt in weiten Teilen auf mich nicht wie eine typische Großstadt, sondern erinnerte mich mit den vielen Einfamilienhäusern mit gepflegten Vorgärten an US-amerikanische Vorstädte. Die Menschen in Vancouver waren grundsätzlich sehr freundlich und wesentlich höflicher als man es mitunter aus Deutschland kennt. Etwas ungewohnt ist dabei die übliche Frage „How are you?“, auf die allerdings anders als in Deutschland keine Antwort erwartet wird. Typisch kanadische Dinge habe ich neben der Höflichkeit kaum gefunden, da auch die Definition von „Kanadisch“ bei der komplexen Einwanderungsgeschichte dieses Landes sehr schwierig ist. Gerade Vancouver und die UBC sind sehr stark international und interkulturell geprägt.
Dabei war es immer wieder großartig zu merken, wie gut dort diese Multikulturalität funktioniert, wie selbstverständlich Andersartigkeiten akzeptiert werden und mit welcher Geduld Fragen zum Beispiel zur rein kantonesischen Speisekarte erklärt werden. Ich hatte das Glück, in einer Wohngemeinschaft mit vier Frauen aus vier anderen Ländern zu wohnen, was zu wunderbaren Diskussionen über vielfältige Themen geführt hat, wobei die verschiedenen kulturellen Hintergründe zu viel Input aus unterschiedlichen Perspektiven und einer Vielzahl neuer Erkenntnisse geführt haben.
Vor allem über den Sport habe ich in der Freizeit viele neue Kontakte knüpfen können, wobei solche gemeinsamen Freizeit-Aktivitäten den Kontakt stark vereinfachen und auch verstärken. Daher denke ich, dass ich mit vielen neuen Freunden lange in Kontakt bleiben werde. Auch in wissenschaftlicher Hinsicht habe ich einige neue Kontakte knüpfen können, die gerade wegen des gemeinsamen Themas hoffentlich bestehen bleiben. Abgesehen davon konnte ich inspirierende Forscher kennen lernen, die schon viel erreicht haben oder unglaublich motiviert und nicht nur in ihren eigenen Themen- und Methodenbereichen gut und interessiert sind.
Fazit
Insgesamt ist mit diesem Aufenthalt ein Traum in Erfüllung gegangen: Einerseits einen Teil Kanadas mit der faszinierenden Natur und den Menschen kennenzulernen und vor allem meine Forschung für die Doktorarbeit mit so spannenden neuen Einblicken in bioinformatische Methoden weiterzubringen. In den drei Monaten konnte ich in Bereichen, die mich immer schon interessiert haben, so viel Neues lernen und meine Forschung gut weiterbringen. Außerdem konnte ich mit den Forschern in Kanada erste Ideen zu weiteren Zusammenarbeiten entwickeln und neue Menschen sowohl privat als auch wissenschaftlich kennenlernen und mich mit diesen zu vielen Themen austauschen, wobei immer neue Perspektiven aus fachlich oder kulturell anderen Hintergründen einflossen und Diskussionen so viel interessanter machten.
Daher möchte ich mich vielmals bei der Prof. Dr. Bingel-Stiftung und der DAAD-Stiftung bedanken, durch die dieser Aufenthalt erst möglich wurde. Vielen Dank!
Stand: Winter 2018/19. Die deutsche Version ist das Original.