Markus Köhler
Privat
Markus Köhler studierte Architektur am Politecnico di Milano
"Ich konnte fachliche und persönliche Erfahrungen sammeln, die mir mein Leben lang erhalten bleiben. Das Miteinander in Gruppen aus internationalen Studenten hat mir viel Spaß gemacht, mich inspiriert, motiviert und in meinen Zielen bestärkt."
Markus Köhler hat durch die Unterstützung des Alexander Spohn-Stipendiums im Rahmen seines Bachelorstudiums ein Jahr Architektur am Politecnico di Milano studiert.
Hier erzählt er von seinen Erfahrungen und Erlebnissen während dieser Zeit:
Studium
Neben dem exzellenten Ruf der Universität hat mich besonders das breite und interdisziplinäre Kursangebot sowie das Arbeitsumfeld aus internationalen Studenten und Professoren vom Politecnico di Milano überzeugt.
Von Beginn an fühlte ich mich an der PoliMi wohl, die Größe der Kurse war überschaubar und der Kontakt zu Dozenten und Professoren, trotz Online-Vorlesungen, sehr angenehm und direkt. Die von mir gewählten Kurse waren weitgehend interessant und gut organisiert. Besonders gefiel mir die Möglichkeit mich auch für fächerübergreifende Workshops und Master-Studios einzuschreiben. Ich habe ein breites Spektrum an Fächern belegt. Von Weltraumarchitektur bis zur Kuration einer Ausstellung habe ich vielseitige und interessante Themenfelder der Architektur kennengelernt. Wahlfächer wie sociology, climate and hydrology oder history of art haben meinen Horizont erweitert und mir neue Impulse gegeben. Besonders in architekturtheoretischen Kursen hat mir die Lehrmethodik der Professoren gefallen. Ich habe neue Eindrücke zu interessanten Thematiken gewonnen und Architektur aus einem anderen Blickwinkel kennengelernt. Leider waren durch den Online-Unterricht besonders die Entwurf-Studios zeitaufwändig und phasenweise chaotisch. Etwas ungewohnt war es für mich an mehreren Entwurfsaufgaben parallel zu arbeiten. Dadurch habe ich gelernt, verschiedene Aufgaben aufeinander abzustimmen, sich im Team zu koordinieren und Prioritäten zu setzen.
Markus Köhler auf dem Campus
Aufgrund der anhaltenden Krisensituation in Europa, ist mein Studium in Mailand schwer mit meinem bisherigen Studienverlauf zu vergleichen. Auch wenn ich trotz Pandemie vor Ort studieren konnte, waren Vorlesungen, Prüfungen und Veranstaltungen weitgehend online organisiert oder, nur sehr eingeschränkt, in Präsenz möglich. Glücklicherweise hat sich die Lage gegen Ende des zweiten Semesters entspannt, sodass ich einen Eindruck des normalen Universitätsalltags gewinnen konnte.
Alltag und Freizeit
Anfangs habe ich Studenten verschiedener Fakultäten über die Events der Erasmus-Organisationen kennengelernt. Da man in den englischsprachigen Kursen hauptsächlich internationale Studenten kennenlernt, habe ich im zweiten Semester auch italienische Kurse belegt. Gegen Ende des Aufenthalts war die Universität wieder uneingeschränkt geöffnet. Auf dem Campus habe ich mich mit Studenten aus ganz Italien angefreundet. Gerne hätte ich das Sport- und Musikangebot der Universität genutzt, um Kontakte mit gemeinsamen Freizeit-Interessen zu knüpfen. Leider war dies während meines Aufenthaltes stark eingegrenzt, sodass ich selbstständig laufen war oder mit Freunden Basketball oder Fußball gespielt habe.
Das Schwimmbad auf dem Campus lud auch im italienischen Sommer zum Sportmachen ein
An Mailand begeistert mich das vielseitige Kultur- und Freizeitangebot. Die Stadt ist voller spannungsvoller Gegensätze, jedes Viertel hat seine eigenen Reize und bietet zahlreiche Restaurants, Bars und Boutiquen. Mailand ist das internationale Zentrum Italiens und gilt als Hauptstadt für Architektur, Mode und Design. Dies wird besonders in den Kunst- und Designausstellungen der Triennale, der Fondazione Prada oder des Museo del Novecento spürbar. In direkter Umgebung zu Mailand liegen die großen Seen Norditaliens und die südlichen Ausläufer der Alpen, auch Städte wie Bergamo, Genua und Mantova empfehlen sich für einen spontanen Tagesausflug. Ein Interrail-Pass ist der beste Weg, Italien zu erkunden. So konnte ich schnell und preiswert mit der Bahn reisen und Städte wie Rom, Neapel oder Bologna besuchen.
Die Lage Mailands ermöglichte viele Ausflüge in die Umgebung
Trotz der geographischen Nähe zu Deutschland unterscheidet sich die Lebensmentalität in Italien oft von der deutschen. Ich wurde stets herzlich und fröhlich empfangen. Auch wenn ich anfänglich Verständnisschwierigkeiten hatte, wurde mit mir konsequent auf Italienisch gesprochen. Das italienische Temperament und der offene Ausdruck von Emotionen waren besonders mit dem Gewinn der Fußballeuropameisterschaft zu spüren.
Fazit
In den vergangenen Monaten habe ich mich persönlich und auch fachlich weiterentwickelt und besonders den Umgang mit digitalen Arbeitsmethoden und meine Soft-Skills gestärkt. Durch die Präsentation meiner Projekte auf Englisch oder Italienisch haben sich meine sozialen und sprachlichen Kompetenzen deutlich verbessert. Ich habe gelernt, frei und selbstbewusst zu präsentieren. Auch das Verständnis komplexer Sachtexte und das Schreiben von Aufsätzen fällt mir jetzt leichter. Leider hat mir, aufgrund der Ausgangsbeschränkungen, besonders im ersten Semester, die praktische Anwendung meiner Italienischkenntnisse im Alltag gefehlt.
Der Patio des Politecnico di Milano ist ein Ort, an dem Studierende zusammenkommen
Während meines Aufenthalts in Mailand habe ich Studenten aus der ganzen Welt, insbesondere aber aus Europa kennengelernt und so ein internationales Netzwerk aufgebaut, von dem ich mir sicher bin, dass es auch nach meinem Studium weiter bestehen wird. Das Jahr in Italien hat mir gezeigt, wie nah uns ein gemeinsames Europa zusammenbringt. Trotz landesspezifischer Differenzen teilt meine Generation einen gemeinsamen Kulturraum. Wir profitieren von einem Europa ohne Grenzen, das es uns extrem erleichtert, zu reisen, Kontakte und Erfahrungen in Studium und Beruf zu sammeln und einen neuen Blickwinkel, auch über den Studieninhalt hinaus, zu gewinnen.
Ich verlasse Mailand voller positiver Eindrücke, Erfahrungen und Erinnerungen. Während meines Aufenthalts habe ich neue Leute kennengelernt, interessante Kurse belegt und die Chance gehabt die Kultur und Architektur Italiens, insbesondere Mailands, zu erleben. Ich konnte fachliche und persönliche Erfahrungen sammeln, die mir mein Leben lang erhalten bleiben. Das Miteinander in Gruppen aus internationalen Studenten hat mir viel Spaß gemacht, mich inspiriert, motiviert und in meinen Zielen bestärkt. Ich lege jedem, der die Chance dazu hat, ans Herz, sich für einen Auslandsaufenthalt zu bewerben und kann dafür Mailand und das Politecnico di Milano uneingeschränkt empfehlen.
Stand: Juni 2021.