Fady Baselious
Privat
Ein glücklicher Schnappschuss eines Regenbogens nahe der Goethe-Universität Frankfurt
"Ich stieß auf das Prof.-Dr.-Mahfouz-Kassem-Stipendium der DAAD-Stiftung, eine herausragende Gelegenheit für einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt. Mit diesem Aufenthalt hoffe ich, meine Karriere- und Zukunftschancen zu verbessern."
Fady Baselious ist ein ägyptischer Doktorand, der dank des Prof. Dr. Mahfouz Kassem-Stipendiums der DAAD-Stiftung die Möglichkeit hatte, einen Forschungsaufenthalt in Deutschland zu verbringen.
Im folgenden Bericht gibt er einen Einblick in die kulturellen und akademischen Erfahrungen, die seinen Auslandsaufenthalt geprägt haben:
In diesem Bericht möchte ich meine spannenden Deutschlanderfahrungen während meines kurzen Forschungsaufenthalts am Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt am Main schildern. Ermöglicht hat mir diesen Aufenthalt die großzügige Förderung durch das Prof.-Dr.-Mahfouz-Kassem-Stipendium der DAAD-Stiftung.
2009 schloss ich mein Bachelorstudium in Pharmazie an der Pharmaziefakultät der Universität Kairo ab. Danach arbeitete ich ein Jahr lang als Apotheker, bevor ich in die pharmazeutische Industrie wechselte. Dort war ich zunächst als Analyst in der Qualitätssicherung tätig, später ging ich in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Insgesamt verfüge ich heute über eine zehnjährige Erfahrung in der Entwicklung und Validierung von Analyseverfahren.
Bereits vor meinem Bachelorabschluss suchte ich aktiv nach Studien- und Forschungsprogrammen in meinen Hauptinteressengebieten pharmazeutische Industrie und Arzneimittelentwicklung. Doch erst 2012 erlaubte es mir meine finanzielle Situation, ein Masterstudium an der Fakultät für Pharmazie der Ain-Schams-Universität in Kairo zu beginnen. Diesen Schritt konnte ich nur gehen, weil ich bereits voll im Berufsleben steckte. Es war nicht einfach, einen forschungsorientierten Studiengang mit einer Vollzeitbeschäftigung zu vereinen, vor allem angesichts der anspruchsvollen Forschungsaufgaben in der organisch-chemischen Synthese und der finanziellen Aufwendungen für die dafür nötigen Chemikalien.
2017 schloss ich mein Masterstudium der pharmazeutischen Chemie erfolgreich ab. Danach begab ich mich auf die Suche nach einer eher auf die Forschung ausgerichteten Stelle, in der ich meiner Passion für die Wissenschaft nachgehen kann. Voraussetzung dafür war jedoch eine abgeschlossene Dissertation. Schwerpunktmäßig suchte ich in Deutschland, da das Land für seine renommierten, forschungsorientierten Hochschulen bekannt ist. Leider hatte ich zunächst keinen Erfolg – bis ich auf das Prof.-Dr.-Mahfouz-Kassem-Stipendium der DAAD-Stiftung stieß, eine herausragende Gelegenheit für einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt. Mit diesem Aufenthalt hoffe ich, meine Karriere- und Zukunftschancen zu verbessern.
Einer der berühmten Dinosaurierskulpturen des Senckenberg Naturmuseums in Frankfurt
An dieser Stelle möchte ich kurz mein Forschungsprojekt und die – bisher – erzielten Ergebnisse zusammenfassen. Forschungsgegenstand ist die Synthese und biologische Beurteilung neuartiger Inhibitoren für den Rpn13-Rezeptor des makromolekularen Proteasomkomplexes. Die Bedeutung von Eingriffen in die Proteasomfunktion liegt in der schnellen und toxischen Akkumulation polyubiquitinierter Proteine, die Stress im endoplasmatischen Retikulum (ER-Stress), eine ungefaltete Protein-Antwort (UPR) und Zellapoptose auslösen. Krebszellen nutzen das Ubiquitin-Proteasom-System, um tumorfördernde Signalketten dauerhaft zu aktivieren. Diese wiederum beschleunigen den Zellzyklus und verhindern den Zelltod durch anormalen Stress. Aus diesem Grund ist das Ubiquitin-Proteasom-System für die Entwicklung von Inhibitoren zur Krebsbekämpfung interessant.
Der praktische Arbeitsplan sah die Synthese zweier wesentlichen Inhibitorstrukturen vor, mit unterschiedlichen Substitutionsgruppen an verschiedenen Positionen innerhalb des Moleküls. Während meiner Arbeit konnte ich mein Wissen über Techniken der synthetischen Chemie und Analyseverfahren vertiefen. Ich lernte auch neue Trennverfahren wie die Flash-Chromatographie kennen, über die ich zwar schon oft gelesen hatte, ohne sie aber je selbst angewendet zu haben. Die hervorragende Laborausstattung und die Unterstützung durch die Gruppe von Prof. Dr. Stefan Knapp halfen mir sehr dabei, große Teile der Verbindungen zu synthetisieren und aufzubereiten, trotz aller verfahrenstechnischen Schwierigkeiten.
Die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Stefan Knapp war mir eine besondere Freude. Er ist nicht nur ein hoch angesehener Wissenschaftler, sondern auch ein freundlicher, hilfsbereiter und verständnisvoller Mensch – ich werde ihm immer dankbar sein für die Chance, die er mir gegeben hat. In diesem Zusammenhang möchte ich auch Dr. Thomas Hanke meine Anerkennung aussprechen und ihm für die Geduld danken, mit der er mich die neuen Verfahren gelehrt hat. Sehr genossen habe ich auch die interessanten Gespräche mit ihm, von denen es in Zukunft hoffentlich mehr geben wird.
Fady Baselious war beeindruckt von Frankfurts Grünanlagen
Frankfurt ist eine schöne Stadt. Ich war sehr erstaunt über das viele Grün, das sich überall findet. Das Gästehaus, in dem ich wohnte, hatte einen wunderschönen Garten, und meine Wohnung bot sogar einen Blick auf den Botanischen Garten der Stadt. Ich traf am 2. März in Frankfurt ein, als der Winter in den letzten Zügen lag und der Frühlingsanfang unmittelbar bevorstand. Es lässt sich kaum in Worte fassen, wie herrlich der Frühling mit seinem kunterbunten Blütenfest war. Besonders gerne erinnere ich mich daran, dass einige Bäume vor meiner Wohnung noch ganz kahl waren, als alle anderen bereits grünten und blühten. Anfangs war ich traurig, diese Bäume so zu sehen, aber einige Wochen später blühten auch sie so wie alle anderen. Diese Beobachtung inspirierte mich in einem Moment der Besinnlichkeit zu der Einsicht, dass jedes Leben seine Zeit hat, um zu blühen und gedeihen. Zurückblickend kann ich heute sagen, dass ich nach drei Jahren des Träumens und der harten Arbeit nach meinem Masterabschluss in Ägypten endlich in Deutschland angekommen war, um meiner Forschung nachzugehen. Möglich war dies nur mit Ihrer Unterstützung, die ich sehr zu schätzen weiß.
Die U-Bahn-Station Bockenheimer Warte, an der Fady Baselious seine tägliche Fahrt zum Campus begann
Leider war mein Sozial- und Kulturleben weniger reichhaltig als erwartet. Aufgrund der Pandemieauflagen konnte ich nicht an kulturellen Veranstaltungen oder sozialen Begegnungen teilhaben, da alle öffentlichen Veranstaltungen untersagt und alle Kulturdenkmäler geschlossen waren. Drei oder vier Wochen lang gab es sogar eine Ausgangssperre, die ein Drittel meines Aufenthalts umfasste. Auch die Schwierigkeiten bei meinen Forschungen und der damit verbundene Stress machten es schwierig, mehr unter Menschen zu kommen. Die meiste Zeit verbrachte ich im Labor, bis zu 16 Stunden am Tag, und es gab Tage, an denen ich ganze 24 Stunden durcharbeiten musste. In den letzten zwei Monaten arbeitete ich sogar an Wochenenden und Feiertagen.
Ich habe sehr gute Erinnerungen an Frankfurt und hoffe, dass ich in besseren Zeiten wieder in diese schöne Stadt zurückkehren kann.
Stand: Mai 2021. Die englische Version ist das Original