Gal Hershkovitz
Privat
Gal Hershkovitz verbrachte einen Sprachaufenthalt in Berlin
"Es hat mir so viel Spaß gemacht, mit den Einheimischen Deutsch zu sprechen. In meinem Kurs habe ich Freundschaften mit Menschen aus verschiedenen Ländern geschlossen, zum Beispiel aus der Schweiz, Italien, der Türkei, Tunesien, Südkorea und den USA. Wir haben so viel gemeinsam: Endlich habe ich Freunde, die Deutsch auch so toll finden wie ich!"
Gal Hershkovitz konnte durch den Besuch eines Deutschkurses am did Deutsch-Institut in Berlin ihre vorhandenen Deutschkenntnisse ausbauen. Hierbei verhalf ihr das ihr zu diesem Zwecke verliehene Dr. Gustav Winkler Stipendium aber auch zur kulturellen Weiterbildung für ihr Studium.
Hier erzählt sie, welche Erfahrungen sie in Berlin gemacht hat und wie sie sich dabei gefühlt hat:
Mein Name ist Gal Hershkovitz und ich bin 29 Jahre alt. Ich habe einen Bachelor of Fine Arts im Fach Film und Fernsehen von der Universität Tel Aviv. Ich bin in Yavne aufgewachsen, einer kleinen Stadt mitten in Israel. Derzeit lebe ich in Tel Aviv und arbeite als Videoeditorin.
Kulturen und Sprachen finde ich faszinierend und ich habe mich schon immer besonders für Deutschland interessiert. Als Kind habe ich deutsche Märchen gelesen und die Musik der größten deutschen Komponisten wie Beethoven und Mozart gehört. Das hat in meiner Familie eine große Rolle gespielt. Als ich klein war, habe ich meinen Großeltern zugehört, wenn sie Deutsch gesprochen haben. Mein Großvater hatte den Holocaust überlebt. Er kam aus der ehemaligen Tschechoslowakei und sprach mehrere Sprachen, aber Deutsch war die einzige, die auch meine Großmutter sprach. Als ich älter wurde, entdeckte ich den deutschen Film. Ich war von Filmen wie Metropolis von Fritz Lang und vielen anderen fasziniert und auch von Theaterstücken, zum Beispiel von Bertolt Brecht.
Ich habe das Land viele Male besucht und habe schöne Erinnerungen an die Reisen mit meiner Familie. Wir waren im Schwarzwald, in Bayern, sind auf der Romantischen Straße gereist und haben wunderschöne mittelalterliche Dörfer gesehen. Ich war auch allein in Deutschland, um Freunde und Verwandte in Berlin und Frankfurt zu besuchen. Während meines Studiums habe ich einen Deutschkurs belegt und mich sofort in die Sprache verliebt. Ich war begeistert, als ich im Unterricht von dem Stipendium erfahren habe und den Möglichkeiten, die es mir zu bieten hat. Durch Corona haben sich alle Pläne geändert und ich wusste nicht, ob oder wann ich nach Deutschland käme. Nach über einem Jahr der Ungewissheit kam ich endlich in Berlin an. Zunächst fühlte es sich wie ein weiterer Urlaub an. Ich habe einen Freund getroffen, der seit 6 Jahren dort lebte, und zwei weitere Freunde waren mit mir zusammen aus Israel angereist. Als ich schließlich allein in einem Bus saß und durch die Straße Unter den Linden fuhr, wurde mir bewusst, dass ich wirklich erleben würde wie es ist, in Berlin zu leben und zu studieren und habe mich so sehr gefreut.
Nachdem ich den Test gemacht hatte, wurde ich als C1 eingestuft. Da ich die Sprache aber im letzten Jahr zu wenig geübt hatte, fühlte ich mich etwas eingerostet und wechselte deshalb in den B2-Kurs. Ich denke, das war eine gute Entscheidung. Am Anfang war es ein kleiner Kulturschock, nur noch Deutsch zu hören und im Unterricht und auch sonst in der Schule nur Deutsch zu sprechen, aber nach einer Woche war es schon viel leichter. Mir hat der Unterricht Spaß gemacht und ich hatte das Gefühl, in den zwei Monaten große Fortschritte zu machen. Es hat mir so viel Spaß gemacht, mit den Einheimischen Deutsch zu sprechen. In meinem Kurs habe ich Freundschaften mit Menschen aus verschiedenen Ländern geschlossen, zum Beispiel aus der Schweiz, Italien, der Türkei, Tunesien, Südkorea und den USA. Wir haben so viel gemeinsam: Endlich habe ich Freunde, die Deutsch auch so toll finden wie ich!
Frau Hershkovitz konnte viele Facetten Berlins kennenlernen
Ich will ehrlich sein. Wenn man Menschen aus der ganzen Welt trifft, ist es immer ein wenig beängstigend, der „Israeli im Raum“ zu sein. Ich habe Angst, verurteilt zu werden oder mein Land verteidigen zu müssen. Interessanterweise ähnelt dieses Gefühl dem, als Israeli Deutsch sprechen zu wollen. Die Menschen verurteilen dich und setzen Dinge über dich voraus. In Berlin fiel mir auf, dass ich dieses Gefühl gar nicht hatte. Ich konnte einfach ich selbst sein. Die Leute haben mir aus Neugier Fragen gestellt, aber ich hatte selten das Gefühl, dass jemand ein Urteil über mich fällt.
Ich denke, dass ich nach Deutschland zurückkehren werde. Als Künstlerin finde ich, dass Berlin eine der wunderbarsten Städte der Welt ist. Ich war zwar dort, um Deutsch zu lernen, aber ich konnte fühlen, wie international Berlin ist. Ich denke, das macht die Stadt so ideal für Kunst, weil Kunst auch international ist. Ich hatte auch die Gelegenheit innerhalb Deutschlands zu reisen und habe andere tolle Orte kennengelernt. Während meines Aufenthalts habe ich mich mit meinen beruflichen Möglichkeiten in Deutschland befasst und festgestellt, dass das Land viel zu bieten hat. Die israelische Film- und Fernsehbranche arbeitet eng mit Deutschland zusammen, zum Beispiel bei Arte. In Hinblick auf ein mögliches Studium und die weitere Entwicklung meiner Fertigkeiten und Beziehungen habe ich festgestellt, dass die Filmakademie Baden-Württemberg zu den besten Europas gehört.
Ich habe auch Zeit mit der Familie meiner Schwägerin verbracht, die in Frankfurt am Main und in Hannover lebt. Dort habe ich mich direkt zuhause gefühlt und meine Verwandten sagten mir, dass sie meine Familie in Deutschland seien, falls ich bleiben möchte. Der Cousin meiner Schwägerin und seine Frau haben kurz vor der Pandemie eine Tochter bekommen und ich war die erste aus meiner Familie, die sie getroffen hat. Sie hatte gerade angefangen zu sprechen, natürlich auf Deutsch. Ich war begeistert, mit ihr reden zu können, ihr Bücher vorzulesen und dabei sogar selbst neue Wörter zu lernen.
Zum Schluss möchte ich mich beim DAAD, bei Stefanie Lohmann und bei Dr. Gustav Winkler für die Erfahrung bedanken. Auch über das persönliche Treffen habe ich mich sehr gefreut. Dr. Winkler hat mir seine Geschichte erzählt, nach meinen Träumen und Zielen gefragt und mir geholfen, einige davon wahr werden zu lassen. In Hinblick auf deutsch-israelische Beziehungen ist es etwas ganz Besonderes für mich, dass ich durch das Dr. Gustav Winkler Stipendium der DAAD-Stiftung die Gelegenheit hatte, in Deutschland zu leben und zu studieren, die Menschen kennenzulernen und mit der Hilfe der wunderbaren Lehrkräfte vom did deutsch-institut Berlin mit ihnen auf Deutsch zu sprechen. Ich hatte eine tolle Zeit und würde sehr gerne bald zurückkehren.
Stand: August 2022. Die englische Version ist das Original.