Eldar Abraham

Privat

Im Museum für Naturkunde, Berlin

"Dank des „Dr. Winkler Stipendiums“ der DAAD-Stiftung hatte ich die Chance, den Alltag in Deutschland genauso wie die Deutschen zu erleben. Ich habe sowohl persönlich als auch beruflich neue Kontakte geknüpft und würde auf jeden Fall gerne noch oft nach Deutschland zurückkehren!"

Eldar Abraham verbrachte dank des Dr. Gustav Winkler Stipendiums vier Wochen in Berlin, wo er einen Sprachkurs absolvierte und neue, internationale Freundschaften schloss.
Im Folgenden berichtet er von seinen Erfahrungen in der deutschen Hauptstadt:

Ich heiße Eldar, bin 22 Jahre alt und stamme aus Tel Aviv, Israel. Vor Kurzem erhielt ich meinen Masterabschluss in Datenwissenschaft am Technion-Technologisches Institut für Israel. Meine Forschung befasst sich mit der Überschneidung von linguistischer Datenverarbeitung und Kausalschluss. Während meines Bachelorstudiums verliebte ich mich in die deutsche Sprache, als ich einen Deutschkurs belegte, der einfach großartig war!

Im August 2022 kam ich in Berlin an, um meinen Deutschunterricht an der TU Berlin, der Technischen Universität Berlin, zu beginnen. Ich freute mich sehr auf die neue und erfrischende tägliche Routine, eine, die zwar ganz mir entsprach, die ich aber an einem anderen Ort als in meiner Heimatstadt Tel Aviv erleben konnte. Ich wollte eine ,Heimat‘ abseits meiner tatsächlichen Heimat.

Mit diesem Gedanken stieg ich zum ersten Mal in die S-Bahn zur TU, eine belebende Erfahrung für mich aus Tel Aviv. Mir fiel als Allererstes das harmonische Tempo der öffentlichen Verkehrsmittel auf. Die Haltestellen sind vielbefahren, überall sieht man deutsche Meldungen, es gibt viele Gleise, an denen viele Züge halten, und jede Menge Passagiere steigen ein und aus. Obwohl ich schon in anderen Großstädten auf der ganzen Welt gewesen war, war dies ein ziemlich überwältigendes Erlebnis für mich und die Häufigkeit und Effizienz des Zugverkehrs waren wirklich verblüffend. In Israel erlebt man den öffentlichen Personenverkehr anders. Bei uns reist man überwiegend mit Bussen oder Regionalzügen. Direkt im schlagenden Herzen der Stadt eine solche Harmonie zu erleben, war für mich eine neuartige und erfreuliche Erfahrung.

Als ich in der Schule ankam, wurden wir nach unserem Deutschniveau in einige Gruppen aufgeteilt. Ich wurde der B1-Gruppe zugeteilt, die von Katrin, einer lockeren und sehr netten Lehrerin, unterrichtet wurde. Meine Klassenkameradinnen und -kameraden kamen aus allen Teilen der Welt: Spanien, Italien, der Slowakei, Russland, der Ukraine, Kirgisistan, Indien, Tunesien, Polen, Armenien und Aserbaidschan! So vielen Menschen aus verschiedensten Ländern zu begegnen, hat meinen Horizont erweitert. Für mich war das Schönste an unserer Gruppe, dass jeder und jede Einzelne von uns aus einer anderen Kultur stammte, wir aber dennoch unser gemeinsames Interesse an der Wissenschaft und Technik teilten. Außerdem hatten wir alle dasselbe Ziel vor Augen - die deutsche Sprache zu erlernen und uns weiterzubilden! Ich bewundere die deutsche Einstellung und das deutsche Verständnis der Bedeutung von Solidarität, Gleichberechtigung und Akzeptanz des Fremden. Diese Werte, welche ich für äußerst wichtig erachte, werden zwar auch in Israel gefördert, aber nicht in so hohem Maße wie in Deutschland. Ich finde, dass es wichtig ist, diese Werte im israelischen Bildungssystem stär-ker zu fördern, und ich habe mich definitiv von der deutschen Herangehensweise an diese Themen inspirieren lassen.

Abraham Sprachschule

Privat

In der Sprachschule

Im Laufe des Unterrichts lernten wir, auf Deutsch zu lesen, zu schreiben, zu sprechen, zu lehren und sogar zu denken. Wir stärkten unsere sozialen Kontakte innerhalb unserer Gruppe wie auch mit den anderen Gruppen. Aus unserer vielfältigen Klassengemeinschaft habe ich eine fortdauernde persönliche Beziehung zu einem indischen Freund mitgenommen. Selbst über ein Jahr nach dem Abschluss des Kurses stehen wir noch immer in Kontakt und ich habe vor, ihn nächsten Monat in Indien zu besuchen! Zu ihm in sein Heimatland zu reisen ist ein aufregender Gedanke, denn ich werde das Land genau wie die Einheimischen erleben können, mit einem Privatguide, der gleichzeitig auch mein Freund aus der Sommerschule in Berlin ist. Was für ein internationales Erlebnis! Wo wir gerade beim Thema sind: Ein Unterschied, der mir zwischen dem israelischen und dem deutschen Alltagsleben aufgefallen war, lag in der Spontanität und den Improvisationsfähigkeiten, die die Israelis den Deutschen voraushaben.

Zu den Dingen, auf die ich während des Kurses am stolzesten war, gehörte meine Präsentation auf dem Gebiet des statistischen maschinellen Lernens: ,Wie lernen Maschinen?‘. Zwar war ich aufgrund meines Studiums sehr gut mit dem Gebiet vertraut, aber es anderen Studierenden auf Deutsch vorzustellen, war eine Herausforderung, die ich gerne meistern wollte. Ich durfte das Thema dann tatsächlich präsentieren und ich denke, der Klasse gefiel es, denn sie zeigte viel Engagement! Ich glaube, diese Präsentation hat die Tür für zukünftige Zusammenarbeit mit den anderen Studierenden geöffnet. Wir alle tauschten unser Wissen über unsere Fachrichtungen aus und es war faszinierend, zu sehen, wie wir uns alle mit einem anderen Gebiet beschäftigten. Ich erinnere mich insbesondere an eine Diskussion mit einem der Maschinenbaustudenten in der Klasse darüber, wie unsere Fachrichtungen zusammenwirken können.

Nach vier Wochen Deutschunterricht mussten wir voneinander Abschied nehmen und uns auf die Rückkehr in unsere Heimatländer machen. Der letzte Abend in der Schule war ein internationaler Abend mit allerlei kulturellen Gerichten aus allen Teilen der Welt - eine ausgesprochen vielfältige und schmackhafte Erfahrung. Wir verabschiedeten uns voneinander und wünschten uns, dass dieses Erlebnis länger dauern könnte!

Stand: Januar 2023. Die englische Version ist das Original.