Anastasiia Borisova
Patrick Schell UHH Shell
Das Hauptgebäude der Universität Hamburg
„Aus meinem beinahe einjährigen Aufenthalt in Hamburg nehme ich jede Menge neue Erfahrungen, neue Freunde und unvergessliche Abenteuer mit. Ich möchte mich bei meinem Betreuer, Prof. Otto Habeck und bei Galina Belolyubskaya, die mir dieses Programm empfohlen hatte, bedanken. Dem nächsten Empfänger des Ulla-Johansen-Stipendiums wünsche ich viel Glück und dem gesamten Team der DAAD-Stiftung viel Erfolg und Wohlergehen.“
Anastasiia Borisova befasst sich mit Sprach- und Kulturwissenschaften. Durch das Ulla-Johansen-Stipendium kam sie nach Deutschland und forschte an der Universität Hamburg.
Im Folgenden berichtet sie von ihren fachlichen Erkenntnissen und Erfahrungen außerhalb der Hochschule in der Hansestadt:
Am 27. April, dem Tag der Republik Sacha (Jakutien), erfuhr ich in einem Glückwunschschreiben, dass mir das Ulla-Johansen-Stipendium der DAAD-Stiftung verliehen wurde. Ab August konnte ich dann an einem Online-Deutschkurs teilnehmen. Unser Lehrer, Gargi Sarkhel, war ausgesprochen aufmerksam und freundlich. Im Oktober 2022 erhielt ich eine Urkunde über Grundkenntnisse der deutschen Sprache, mit deren Hilfe ich mich in Hamburg zurechtfinden konnte.
In Deutschland ist Deutsch die Amtssprache. Die Menschen in Deutschland sprechen ganz selbstverständlich ihre Muttersprache, also sind selbst Grundkenntnisse der deutschen Sprache essenziell.
Nach dem Online-Deutschkurs des DAAD konnte ich Essen in Cafés und Restaurants bestellen und manche Straßenschilder lesen.
Ein echter Hamburger Klassiker – das Fischbrötchen
Ein deutsches Visum in Nowosibirsk zu erhalten, war ebenfalls nicht schwierig, da mir der DAAD sämtliche Unterlagen rechtzeitig zukommen ließ und alles sehr gut durchorganisiert war. Diesbezüglich bedanke ich mich vielmals bei Tatyana Molodtsova, Sachbearbeiterin an der DAAD-Beratungsstelle in Nowosibirsk, für ihr Entgegenkommen und ihre Hilfe beim Zusammentragen der für das Visum erforderlichen Unterlagen.
Das größte Problem bestand darin, in Hamburg eine Wohnung zu finden. Dank meines Betreuers, Prof. Dr. Otto Habeck, und seiner Absolventin Natalya Aluferova, fanden wir aber schließlich eine passende Wohnung. Ich lebte mit Herrn Henning und Frau Ina im malerischen und ruhigen Stadtteil Rissen.
Anastasiia Borisova fand ein liebevolles Zuhause bei diesem gastfreundlichen Ehepaar
Bis zur Universität Hamburg brauchte man von dort 30 Minuten mit der U-Bahn. Ich kam oft um 16:00 Uhr auf einen typischen Kaffee bei den beiden vorbei. Dabei konnte ich sie Deutsch sprechen hören und mein eigenes Deutsch üben. In meiner Freizeit half ich ihnen gerne dabei, Blätter im Garten zusammenzukehren. Ich bin ihnen dankbar für ihre Gastfreundschaft und die gemütlichen Tage in Rissen. Mein besonderer Dank gebührt der lieben Natalya Aluferova, die mir dabei geholfen hatte, eine Unterkunft zu finden, mich am Flughafen abgeholt und zu der Adresse gebracht hatte.
Am 1. Oktober begann mein Praktikum am Institut für Ethnologie der Universität Hamburg.
Es kommt mir vor wie gestern, dass wir uns mit Prof. Otto Habeck in seinem Büro trafen und unsere Pläne besprachen. Unser Thema war die Untersuchung von Geschlechterstereotypen in der modernen Gesellschaft Sachas und deren Ursprüngen in traditioneller Folklore. Der Professor zeigte mir aktuelle Werke der Gender Studies; wir arbeiteten außerdem in der Universitätsbibliothek und im Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt.
Bei der Gedenktafel für Georg Wilhelm Steller in Halle
Ende Oktober wurde ich nach Leipzig eingeladen, um mich mit Dr. Liudmila Nikanorova zu treffen - ein interessanter wissenschaftliche Kontakt, da sie in ihrer Dissertation, „Religion and Indigeneity“ auf Geschlechterstereotypen in der modernen Gesellschaft der Jakuten eingeht. Es war mir deshalb wichtig, sie persönlich kennenzulernen und in Zukunft mit ihr zusammenzuarbeiten.
Wir besuchten das Grassi-Museum und arbeiteten an der Universität Leipzig an einem gemeinsamen Artikel mit dem Titel, „Research Methods for the Study of Indigenous Religions in North Asia Knowledge Production and Praxis in the Sakha Context“.
Dr. Liudmila Nikanorova und ich besuchten die Biennale-2022 in Venedig, die den Themen COVID-19-Pandemie, Umweltkatastrophen und politische Krisen in Europa gewidmet war. Diese Reise bewegte mich dazu, meinen eigenen Dokumentarfilm über die Folgen der Entwaldung in unserer Republik zu veröffentlichen, welche direkt mit dem Auftauen des Permafrostbodens und der Verschmutzung der Flüsse verbunden ist „(Non)Native Land“.
In ihrem Zuhause teilen Dres. Anna-Elisabeth und Wieland Hintzsche Wissen über Sibiriens Frühgeschichte
Im Februar reiste ich auf Empfehlung von Prof. Otto Habeck in die kleine, gemütliche Stadt Halle, um mich mit der Vorsitzenden der Internationalen Georg-Wilhelm-Steller-Gesellschaft, Elisabeth Hintzsche, und dem Forscher der Gesellschaft, Wieland Hintzsche, zu treffen.
Sie stellten dem Research Institute of Olonkho ihr neues Buch über die Reisen und die Anmerkungen von G. Miller vor. Sie leisten hervorragende Arbeit und einen großartigen Beitrag zum Studium der Frühgeschichte Sibiriens.
Sie boten mir an, mich für zukünftige Zusammenarbeit ihrer Forschungsgemeinschaft anzuschließen. Ich empfehle allen, die am Ulla-Johansen-Stipendienprogramm teilnehmen, die Begegnung, das Gespräch und möglicherweise auch die Zusammenarbeit mit ihnen.
Vor der ikonischen Weltzeituhr in Berlin
Hamburg ist eine große Stadt mit so vielen Aufenthaltsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten.
Während meiner Freizeit besuchte ich Museen und Ausstellungen und verbrachte viel Zeit in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg. Die Bibliothek ist wirklich umfangreich und es ist sehr praktisch, die Dienste dort nutzen und arbeiten zu können. Ich fand dort die Bücher, die ich für meine Dissertation benötigte.
Hamburg ist genau, wie Jakutsk, eine nördlich gelegene Stadt. Deshalb hatte ich mich wohl schon nach nur wenigen Tagen in Hamburg verliebt: Ich werde nie den Geruch der frischen Meeresluft, die Menschen unterschiedlicher Kulturen und Einstellungen und den strengen urbanen Stil Hamburgs vergessen.
Stand: Mai 2023. Die englische Version ist das Original.
Aufgrund des Schutzes von Persönlichkeitsrechten mussten die Gesichter in den Bildern unkenntlich gemacht werden.
A.d.R: Sie blieb länger in Deutschland als für die Dauer ihres Stipendiums.