Helieh Abasi

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Vor der malerischen Kulisse von Schloss Hohenschwangau

"Das KSB Stiftung Stipendium eröffnete mir eine weitreichende und bereichernde Chance. Diese prestigeträchtige Auszeichnung erleichterte mir nicht nur meine Forschungsarbeit in Deutschland, sondern bot mir auch eine Möglichkeit, unersetzliche wissenschaftliche Einsichten zu gewinnen. Die Forschungsaktivitäten in Deutschland haben mich in eine facettenreiche Wissenschaftslandschaft eingeführt, in der ich meine Horizonte erweitern und mein Verständnis auf meinem Fachgebiet vergrößern konnte. Ich bin überaus dankbar für die Chancen, die mir das Stipendium eröffnet hat, und freue mich sehr darauf, mir diese Erfahrungen für meine wissenschaftlichen und beruflichen Ziele zunutze zu machen."

Durch das KSB Stiftung Stipendium erweiterte Helieh Abasi ihre Forschung in Deutschland und entdeckt bahnbrechende Ansätze für die Kontrolle von Mischwasserkanälen.

Nachfolgend stellt sie ihre Ergebnisse vor und schildert einige persönliche Eindrücke von ihrer Zeit im Ausland:

Das Hauptziel dieses Praktikums bestand in der Auseinandersetzung mit dem Problem der Gewässerverschmutzung durch überlaufende Mischwasserkanäle mithilfe der strategischen Einbeziehung hocheffektiver Methoden wie Echtzeitsteuerung (Real-Time Control, RTC) und Quellensteuerungslösungen (Source Control Solutions, SCS), die den Wasserabfluss nahe der Quelle regeln. Bei der Verfolgung dieses Ziels, wie auch bei anderen Forschungsprojekten, sah sich Dr. Manfred Schütze mit diversen Herausforderungen konfrontiert, als es darum ging, die geeignetsten Standorte für die Einrichtung von RTC und SCS zu finden. Nach sorgfältigen Bemühungen gelang es uns jedoch, die besten Standorte für unsere Fallstudie in der Stadt Quebec ausfindig zu machen, indem wir uns an den umfassenden Regelungen der Richtlinie M180 der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) orientierten.

Leider konnten wir nicht genügend Zeit für die geplante Einrichtung der RTC in unserem System aufbringen, da die Gewährleistung der Genauigkeit der vorherigen Schritte, darunter die Vereinfachung des Modells und die Bestimmung des optimalen Standortes für die Tanks, eine weitgreifende Simulation erforderten, die unseren Zeitplan erheblich überschritt. Die gesamte Vorgehensweise und Methodologie bei der RTC-Einrichtung wurden jedoch von meinem Betreuer, Dr. Manfred Schütze, erörtert. Ich möchte diese Verfahren bald zur Anwendung bringen, und dabei die bemerkenswerten Fortschritte bestätigen, die wir innerhalb unseres Zeitplans erzielten.

Auf meiner Suche nach einem geeigneten Praktikumsstandort, der zum Forschungsgebiet meines Doktorprojekts passt, stieß ich auf das IFAK, ein renommiertes Institut, das für seine Expertise auf den Gebieten der Echtzeitsteuerung (RTC) und des Einsatzes hochmoderner Verfahren bekannt ist. Die sachkundigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor Ort mit ihren zahlreichen Publikationen machten das IFAK zu einer attraktiven Wahl. Durch meine Arbeit am IFAK konnte ich mein Wissen erweitern und mich mit den aktuellen Techniken zur Eindämmung von Überläufen bei Mischwasserkanälen (Combined Sewer Overflows, CSO) vertraut machen.

Abasi Am Marktplatz In Wenigrode Mit Ausblick Auf Das Rathaus Und Brunnen
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Am Marktplatz in Wenigrode mit Ausblick auf das Rathaus und Brunnen

Mein Betreuer, Dr. Manfred Schütze, spielte dabei eine entscheidende Rolle. Während meines Aufenthalts in Deutschland scheute er keine Mühen, um daraus eine bereichernde Erfahrung zu machen. Er teilte sein umfangreiches Wissen gerne mit mir, leitete mich bei der Lösung von Fehlern an und half mir dabei, mit den Schwierigkeiten umzugehen, die mir während der Simulationsarbeit begegneten. Seine Betreuung war von unschätzbarem Wert für mich. Darüber hinaus nahm er sich die Zeit, mir verschiedene Orte und die Stadt zu zeigen und mich über Veranstaltungen in Magdeburg auf dem Laufenden zu halten.

Er war außerdem eine große Hilfe bei praktischen Angelegenheiten wie der Buchung von Bahntickets und versorgte mich mit vielen Informationen. Meine Betreuer in Deutschland und Kanada sind unglaublich hilfsbereit und kümmern sich wirklich ernsthaft um ihre Studierenden. Zudem schufen die freundliche und hilfsbereite Atmosphäre am IFAK sowie die freundlichen Kollegen und das internationale Team eine förderliche Umgebung für Konzentration und Produktivität. Das positive Arbeitsumfeld erleichterte mir meine Arbeit immens und trug dazu bei, dass diese Erfahrung von Erfolg gekrönt wurde und mich bereicherte.

Außerdem nahm Dr. Schütze es auf sich, diverse Sightseeing-Ausflüge und technische Exkursionen zu organisieren, sodass wir mehr von Deutschlands Geschichte, Industrie und atemberaubender Schönheit sehen durften. Besonders faszinierend war unsere Besichtigung eines kleinen Stücks der Mauer, die einst Ost- und Westdeutschland nahe Magdeburg teilte. Diese gut organisierten kulturellen Exkursionen stärkten mein Verständnis der deutschen Geschichte und gestalteten so meinen Aufenthalt noch aufregender und einprägsamer.

Abasi Ausflug Zum Schloss Neuschwanstein
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Ein Ausflug zum Schloss Neuschwanstein

Dieses Erlebnis gestattete mir einen hautnahen Blick darauf, welche topmodernen Methodologien in Deutschland zum Einsatz kommen, der nicht nur mein Wissen erweiterte, sondern mir auch wertvolle Fertigkeiten vermittelte, um Probleme bei meinen zukünftigen Vorhaben zu überwinden. In Kanada nutzen wir zum Beispiel vor allem die PCSWMM- oder SWMM-Software für unsere Simulationen. Während meiner Zeit am IFAK in Deutschland stellte ich jedoch fest, dass dort die Simba-Software bevorzugt wird. Durch die Erstellung vereinfachter Modelle mittels Simba konnten wir die Simulationszeiträume drastisch verkürzen und mehrere Simulationen effizienter durchführen. Die Integration von Simbas optimiertem Modellierungsansatz in unsere kanadischen Projekte könnte unsere Simulationsprozesse weiterentwickeln und die Gesamtproduktivität steigern.

Darüber hinaus öffnete mir diese Reise ein Fenster zu Kultur, Alltag, Traditionen, Lebensart und kulinarischen Köstlichkeiten in Deutschland, die es in meinem Heimatland so nicht gibt. Zum Beispiel wird in Deutschland sehr gerne mit dem Fahrrad gefahren, während im Iran Schwimmen und Tennis weiter verbreitete Sportarten sind und man nur selten jemanden auf einem Fahrrad sieht. Außerdem besteht im Iran ein enger familiärer Zusammenhalt bis hin zu entfernten Verwandten, während in Deutschland die Familie zwar auch wichtig ist, die eigene Unabhängigkeit aber einen höheren Stellenwert hat. Im Iran ist das Essen vielfältiger, der Kunst wird eine größere Bedeutung zugeschrieben und man findet dort mehr künstlerische Ornamente. In Deutschland hingegen ist die Ästhetik schlichter. Die kulturelle Erfahrung und das Eintauchen in einen neuen Alltag, dazu die Entdeckung verschiedener Gerichte wie der Currywurst und einer Suppe mit Wursteinlage, die mir sehr gut geschmeckt hat, an deren Namen ich mich aber leider nicht erinnern kann, all das hat mein persönliches Wachstum gefördert.

Ich werde über meine gesamte wissenschaftliche Laufbahn hinweg meinen Fokus darauf legen, unentwegt weiter zu lernen, bezüglich aktueller Entwicklungen auf meinem Forschungsgebiet auf dem neusten Stand zu bleiben und nach Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung zu suchen. Meine nächsten Schritte werden darin bestehen, mein aktuelles Forschungsprojekt voranzutreiben, meine Forschungsergebnisse zu verbreiten, mit meinen Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten und für die Sicherung meiner akademischen Zukunft zu sorgen, in der ich als Dozent lehren, als Postdoktorand forschen und eventuell unbefristete Stellen in wissenschaftlichen Einrichtungen finden könnte.

Abasi Ausflug Zur _gedenkstätte Deutscher Teilung Marienborn
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Besuch der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn

Auf persönlicher Ebene fasziniert es mich immens, in eine fremde Kultur einzutauchen. Mich mit dem Alltag in einem fremden Land vertraut zu machen ist ein aufregendes und augenöffnendes Abenteuer. Dadurch bietet sich mir die Chance, neue Perspektiven, Geschmäcker und Traditionen kennenzulernen. Am Alltag von Menschen unterschiedlicher Herkunft teilzunehmen, erinnert mich an die Schönheit, die in der Vielfalt des Lebens auf der Welt liegt, und ich bin zutiefst offen dafür, Positives aus meinem Herkunftsland mit einzubringen.

Für mich als Iranerin war meine Erfahrung mit dem Alltag in Deutschland und den unterschiedlichen Formen von Arbeits- und Privatleben äußerst aufschlussreich. Dabei lernte ich eine Vielzahl unterschiedlicher Gewohnheiten und einzigartiger beruflicher und persönlicher Gepflogenheiten kennen. Diese Unterschiede haben nicht nur meinen persönlichen Blickwinkel erweitert, sondern auch zu einem tieferen Verständnis kultureller Einflüsse und des Umgangs mit anderen Menschen, insbesondere Menschen aus dem Ausland, geführt.

Das deutsche Bildungssystem legt großen Wert auf praktische und interaktive Lernmethoden, was es von dem eher theoretisch geprägten Modell im Iran abhebt. Auch beim zwischenmenschlichen Umgang gibt es Unterschiede. Der direkte und klare Gesprächsstil in Deutschland ist anders als die eher indirekte und höfliche Gesprächsführung, die im Iran vorherrscht, und die iranische Behandlung von Gästen und Ausländern. Zu lernen, mich an diese kulturelle Eigenart anzupassen, war ein wertvoller Aspekt meiner persönlichen Entwicklung. Abschließend lässt sich also sagen, dass mir meine Reise aus dem Iran nach Kanada und dann nach Deutschland eine tiefe Wertschätzung kultureller Diversität vermittelt hat. Ich habe mich der deutschen Lebensweise angepasst, die positiven Aspekte davon in meine eigenen Gewohnheiten übernommen und aus diesen Unterschieden gelernt, wie ich meine Arbeit und mein Privatleben bereichern kann. Diese Erfahrung hat mich verändert, meinen Horizont erweitert und meine Sichtweise auf unzählige Arten geprägt.

Meine Forschungserfahrung am IFAK e. V. hatte bedeutsame Auswirkungen auf meinen weiteren wissenschaftlichen Weg. Hier sind ein paar der Gesichtspunkte, unter denen sie meine akademische Laufbahn beeinflusst hat:

  • Spezialisierung: Die Forschung, die ich am IFAK durchführte, erlaubte es mir, mich auf ein bestimmtes Studiengebiet zu spezialisieren, und half mir, mein Wissen anhand bewährter Methoden aus Deutschland zu erweitern.
  • Publikationsmöglichkeiten: Die Projekte, an denen ich am IFAK arbeitete, brachten mir wertvolle Daten und Erkenntnisse, die ich für wissenschaftliche Publikationen mit den Titeln ,Exploring Feasible Approaches for Mitigating Combined Sewer Overflows Using Simba Simulator‘ oder ,Comparative Analysis: Detailed and Simplified Model in Mitigating Combined Sewer Overflows‘ verwenden konnte. Diese Erfahrung half mir dabei, mit dem Schreiben einer neuen Arbeit für die nächste Internationale Konferenz für städtische Entwässerung (International Conference on Urban Drainage, ICUD) im Juni 2024 in Delft zu beginnen, welche zusammen mit meinen deutschen und kanadischen Betreuern verfasst und eingereicht wird.
  • Networking: Meine Zeit am IFAK ermöglichte es mir, mit erfahrenen Wissenschaftlern und Forschenden aus meinem Interessensgebiet in Kontakt zu treten. Durch diese Beziehungen erfuhr ich Anleitung, Betreuung und Möglichkeiten zukünftiger Zusammenarbeit.
  • Forschungskompetenzen: Die praktischen Kompetenzen, die ich während meines Praktikums erwarb, waren und sind von unschätzbarem Wert für meine wissenschaftliche Forschung. Diese Fertigkeiten bilden ein solides Fundament für zukünftige Forschungsbestrebungen.
  • Zukünftige Forschungsinteressen: Meine Erfahrungen am IFAK halfen mir dabei, meine Forschungsinteressen zu verfeinern, nämlich Regenwassermanagement und verschiedene Lösungsansätze zur Eindämmung schädlicher Umweltauswirkungen, und die Studiengebiete zu bestimmen, die mich besonders ansprechen. Diese Klarheit hat meine Entscheidungen hinsichtlich meines weiterführenden Studiums und meiner Forschungsthemen geprägt.

Ich erlangte auf diese Weise Fachwissen, Forschungskompetenzen sowie das Selbstvertrauen, das ich brauche, um mich in der akademischen Welt auszuzeichnen. Die Kontakte, die ich knüpfen konnte, und die Forschungsinteressen, die ich während meines Praktikums entwickelte, haben eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung meines wissenschaftlichen Weges und meiner zukünftigen Forschungstätigkeiten gespielt.

Meine Erfahrung in Deutschland war teils lohnend und teils herausfordernd. Die Ankunft in einer neuen Stadt ohne viele Bekanntschaften, die Suche nach einer passenden Unterkunft und die Bewältigung der Sprachbarriere stellten mich vor erhebliche Herausforderungen.

Trotz dieser Schwierigkeiten war es eine zutiefst bereichernde Erfahrung. Ich erwarb neues Wissen, vertiefte mein Verständnis der deutschen Kultur und genoss die atemberaubende natürliche Schönheit des Landes. Während meiner Zeit in Deutschland entstanden außerdem dauerhafte Freundschaften sowohl im als auch außerhalb des IFAK. Ich besuchte eine Tanzschule in Magdeburg, traf während der Mittagspausen viele neue Freunde in der Mensa und knüpfte Kontakte über die beruflichen Grenzen hinweg. Diese Begegnungen gestalteten meine wissenschaftliche Reise nicht nur interessanter, sondern öffneten mir außerdem Türen zu möglichen zukünftigen Forschungszusammenarbeiten mit Deutschland.

Stand: Dezember 2023. Die englische Version ist das Original.