Annika Mozer

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Annika Mozer am National Fish and Wildlife Forensic Labor in Ashland

"Durch dieses Projekt wurde nochmals verdeutlicht, dass illegaler Wildtierhandel nicht an politischen Grenzen stoppt und es daher die Zusammenarbeit zum Stoppen des illegalen Wildtierhandels ebenfalls nicht tun sollte! Ich möchte den Gastinstitutionen, und dem Prof. Bingel-Stipendium der DAAD-Stiftung für diese einmalige und unglaubliche Möglichkeit danken und die damit verbundenen Erfahrungen."

Im Bereich des Naturschutzes stellt der illegale Handel mit Tierprodukten nach wie vor eine bedeutende Herausforderung dar, die innovative Ansätze beim Schutz und der Durchsetzung erfordert. Mit dem Bingel-Stipendium der DAAD-Stiftung hat Annika Mozer diese Thematik erforscht.

Ihre Begeisterung für ihre Forschungsarbeit und ihr Ziel, zu Veränderungen beizutragen, spürt man in den Beschreibungen ihrer Aufenthalte in den USA und Vietnam:

USFWS (National Fish and Wildlife Forensic Laboratory des United States Fish and Wildlife Services in Ashland)
Ich testete molekulare Marker für Nashornvögel (Bucerotidae). Schädel von Nashornvögeln werden oft zu Dekorationszwecken gehandelt, besonders der Schildhornvogel (Rhinoplax vigil) wird oft geschnitzt und als „rotes Elfenbein“ gehandelt. Da es ca. 60 verschiedene Arten von Nashornvögeln gibt und nicht alle Arten durch die internationale Handelsgesetzgebung (CITES - Convention on International Trade and Endangered Species of Wild Flora and Fauna) geschützt sind, benötigen Zollbeamte morphologische Guidelines, um schnell, effizient und zuverlässig legale von illegalen Arten unterscheiden zu können.

IEBR (Wildlife Forensic Laboratory des Institute of Ecological and Biological Resources der Vietnam Academy of Science and Technology in Hanoi)
Auch hier habe ich DNA-Marker getestet, allerdings für vietnamesische Salamander Arten (Tylototriton spp. & Paramesotriton spp.). Diese Salamander werden oft in Vietnam gewildert und landen dann als illegale Haustiere auf der ganzen Welt. Insbesondere Deutschland ist innerhalb der EU einer der größten Konsumenten von illegal gehandelten Reptilien. Daher werden auch hier molekulare Werkzeuge benötigt, um diese Arten zu identifizieren, aber auch um z.B. Populationsstudien durchzuführen, um die Gefährdungssituation der Salamander zu beurteilen.

In beiden Projekten habe ich mit Archivmaterial gearbeitet da die Zeit zu knapp war um Probenmaterial (inkl Genehmigungen etc) zu beschaffen. Kulturel habe ich keinen Unterschied an die Herangehensweise des Artenschutzes feststellen können, beide Länder sind motiviert in der Umsetzung der Artenschutzgesetze, allerdings gab es finanzielle Unterschiede, welche letztendlich auch einen großen Einfluss auf die dadurch ermöglichten Analysen haben. Dennoch wurde mir durch diese Projekte nochmals verdeutlicht dass illegaler Wildtierhandel nicht an politischen Grenzen stoppt und es daher die Zusammenarbeit zum Stoppen des illegalen Wildtierhandels ebenfalls nicht tun sollte! Ein typischer Tag im Labor hat morgens mit einer Extraktion gestartet, ggf waren die Proben über Nacht schon in Lyse. Dann habe ich die PCR vorbereitet und gestartet. Während diese lief, habe ich andere Proben vorbereitet bzw weiterverarbeitet oder bereits ausgewertet. Nach der PCR wurde eine Gelektrophorese durchgeführt um zu sehen ob die PCR erfolgreich war. Dann wurde die Sequenzierung vorbereitet und diese Reaktion ebenfalls gestartet. Sobald dann genug Proben bereit zur Sequenzeriungsdetektion in einer Kapillarelektrophorese waren habe ich einen Plattenlauf gestartet, welcher meist über Nacht lief.

Links Silberwangen Hornvogel Rechts Doppelhorn Vogel
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Links: Silberwangen-Hornvogel (Bycanistes brevis). Rechts: Doppelhornvogel (Buceros bicornis)

Erfolge

USFWS: Hier habe ich verschiedene DNA-Marker getestet, um die Nashornvogelarten sicher identifizieren zu können und damit Referenzproben zu vergleichen und eine verlässliche genetische Basis für die Erstellung der notwendigen morphologischen Guidelines zu liefern. Zusätzlich habe ich auch Geschlechtsmarker getestet, da Nashornvögel einen großen Geschlechtsdimophismus aufweisen, der ebenfalls in den morphologischen Richtlinien berücksichtigt werden muss. Anhand von Referenzproben des USFWS Labors konnte ich DNA-Marker identifizieren, die sowohl die Art als auch das Geschlecht zuverlässig bestimmen können.

IEBR:  Mit Hilfe der Referenzproben des IEBR-Labors habe ich DNA-Marker getestet, die zur Identifizierung der verschiedenen Salamanderarten dienen. Die publizierten Marker wurden bereits für andere Salamandergenera getestet aber nicht alle auch für die Salamanderarten relevant in diesem Projekt. Letztendlich, können diese Marker nicht nur zur Identifikation verwendet werden, sondern auch zur Klärung der Verwandtschaftsverhältnisse der Arten oder zur möglichen Beurteilung und Unterscheidung verschiedener Populationen (falls mehr Populationsproben beschafft werden können).

Mozer Analyse Eines Geschlechtsmarkers Für Nashornvögel _x _ Unbekanntes Geschlecht _m _ Männlicher Vogel _f _ Weiblicher Vogel_
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Analyse eines Geschlechtsmarkers für Nashornvögel (X = unbekanntes Geschlecht; M = männlicher Vogel; F = weiblicher Vogel).

Aussichten

USFWS: Ich stehe nach wie vor mit der Forschungsgruppe in Kontakt und wir wollen nun, da mehr molekulare Hilfsmittel zur Identifizierung zur Verfügung stehen, weitere Proben von bisher nicht getesteten Nashornvögeln bekommen und dann die morphologischen Guidelines und ggf. eine Publikation über die Geschlechtsmarker schreiben (wenn letzteres geschieht, werde ich natürlich das DAAD-Stipendium erwähnen). Außerdem wurde mein Abstract über Geschlechtsmarker bei Nashornvögeln als Posterpräsentation bei der Society for Wildlife Forensic Sciences (SWFS) 2024 in Kuala Lumpur (Malaysia) angenommen.
IEBR Auch hier besteht weiterhin Kontakt zur Forschungsgruppe und wir arbeiten ebenfalls an einer gemeinsamen Publikation, die die morphologische Beschreibung der Salamanderarten und meinen Teil, die genetische Komponente, beinhaltet. Da beide Forschungsprojekte in zertifizierten Wildlife Forensic Laboratorien durchgeführt wurden, habe ich nebenbei auch viel über den Aufbau und die Zertifizierung eines Wildlife Forensic Labors sowie den Umgang mit Beweismitteln gelernt. Meine Hoffnung für die Zukunft ist es, ein solches zertifiziertes Wildlife Forensic Labor nun auch in Deutschland zu etablieren und natürlich weiter im Bereich der Wildlife Forensik zu forschen. Momentan gibt es hier noch Schwierigkeiten mit der Finanzierung, aber die Wissenschaftler in den USA und Vietnam teilen ihre überaus gerne Ihre Erfahrungen und beantworten mir alle Fragen. Und auch später bei der Etablierung eines Qualitätmanagementsystems, welches unbedingt nötig ist für die Zertifizierung, habe ich nun herausragende Beispiele und Ansprechpartner kennengelernt. Auch der generelle Bearbeitungsablauf mit z.B. der Beweismittelkette ist mir nun viel klarer, da ich bei mehreren Fällen über die Schulter und und hinter die Kulissen schauen durfte.

Mozer Vietnamesische Salamander
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Ein Vietnamesischer Salamander

USA: Der Kontakt in zum USFWS Labor entstand durch die SWFS 2022 Konferenz, welche in genau diesem Labor stattfand. Die verantwortlichen Wissenschaftler waren unglaublich freundlich und hilfreich bei den Vorbereitungen wie Planung des Vorhabens, Visum und anderen Vorbereitungen. Ich hatte in den USA auch keine Probleme mit dem Visum oder der Einreise. Die USA, vor allem Miete und Lebensmittel, waren vergleichsweise teuer, ich konnte aber überall mit Karte bezahlen. Die Universität hat leider auf keinerlei Anfragen reagiert (das Labor in Ashland steht leider auch nicht in Verbindung mit der Universität dort, sondern ist eigenständig und gehört zum USFWS), deswegen habe ich eine AirBnB Unterkunft gebucht, auch hier gab es keine Probleme, ich hatte ein sehr nettes Ein-Zimmer-Appartment, ca. 45 Gehminuten vom Labor entfernt.

Der Mietpreis für den Monat betrug 1.976,17 €, dies war für Ashland (eine sehr wohlhabende Stadt in den USA) vergleichsweise günstig. Von den öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus) wurde mir vor Ort von allen Wissenschaftlern abgeraten, diese seinen nicht sicher für eine junge Frau alleine. Abgesehen davon gab es, zumindest in Ashland, auch kein sehr gutes Nahverkehrsnetz. Während meines gesamten Aufenthalts hatte ich keine Probleme, für den Notfall wären aber diese beiden Adressen nützlich gewesen:

- Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland, 3900 SW Murray Blvd., Portland, OR 97005, Vereinigte Staaten
- Asante Ashland Community Hospital, 280 Maple St, Ashland, OR 97520, Vereinigte Staaten

In Ashland selbst gibt es einen sehr schön angelegten Park, den Lithia Park, an dem ich mehrere Wochenenden verbracht habe. Ashland selbst ist eine saubere, schön angelegte Kleinstadt in den USA, oft laufen freilebende Rehe durch die Straßen und Vorgärten. Außerdem gibt es wunderschöne Wanderstrecken vom Stadtzentrum aus, z.B. zu den Acid Castle Rocks, von denen man einen Ausblick auf die Stadt hat. Mit zwei Kollegen bin ich an einem Samstag auch in den Redwood Nationalpark in Carlifornia gefahren, da Ashland fast direkt an der Grenze zu California liegt. Dies war ein wunderschöner Ausflug denn ich nur empfehlen kann, die Küstenmammmutbäume zu den höchsten Bäumen der Erde gehören! Während meines Aufenthaltes war außerdem der Martin Luther King-Feiertag. Hier wurde eine Aufzeichnung der berümte Rede „I have a dream“ von Rev. Dr. Martin Luther King, Jr. gezeigt.

Sprachliche Probleme gab es keine, außer ein oder zwei Mal in denen ich den britisch-englischen Ausdruck für etwas verwendet habe und nicht den amerikanisch-englischen Ausdruck. Die Mitarbeiter des Labors sind aber auch sehr international aufgestellt und daher war dies kein Problem. Das Essen war, abgesehen von dem Maissirup der in fast allen Fertigprodukten enthalten ist, sehr ähnlich zu dem was man aus Europa kennt. In einem Gespräch mit meiner Betreuerin vor Ort kam allerdings heraus das ich keinen „Icecream Cake“ kannte (einen Schokoladenkuchen als Basis und darauf eine dicke Schicht Eis mit Sahne), das übliche Geburtstagsessen in den USA. Daher hat sie einen Icecream Cake für meine letzte Woche bestellt, welcher mit allen im Labor geteilt wurde.

Mozer Im Labor Und Usaproben Im Iebr Wildlife Forensic Laboratory In Vietnam
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Rechts: Mozer im Labor und USA. Links: Proben im IEBR Wildlife Forensic Laboratory in Vietnam

Vietnam: Der Kontakt zum IEBR-Labor entstand ebenfalls durch die SWFS 2022 Konferenz. Auch stand ich bereits vor Antritt des Forschungsprojekts in regem Kontakt mit den Wissenschaftlern, dadurch gab es keinerlei Probleme mit dem Visum und der Einreise. Zur Vorbereitung habe ich über 200 Tage lang jeden Tag vietnamesisch gelernt, mit der kostenfreien Version von Duolingo, da ich so zeitlich flexibler und in meinem Tempo lernen konnte im Gegensatz zu einem Sprachkurs, was auch die Wissenschaftler vor Ort gefreut hatte. Auch gerade bei Einkäufen auf dem Markt war dies von Vorteil; in sehr touristischen Gegenden kommt man mit Englisch super zu Recht aber etwas abseits der ausgetretenen Pfade hat es sehr geholfen wenn man zumindest die Zahlen und einfache Sätze Vietnamesisch beherrscht.

Vietnam ist aus europäischer Betrachtung sehr günstig, ein Bahn Mi, ein vietnamesisches Sandwich, gibt es zum Teil für 0,70 € und auch die Miete war sehr günstig. Ich wohnte direkt gegenüber dem Institut und zahlte 250,69 € für zwei Wochen. Da es in diesem Viertel von Ha Noi jedoch nicht so viel zu sehen gibt, würde ich in Zukunft eher im alten Viertel von Ha Noi übernachten und ein Grab Scooter Taxi zum Institut nehmen ca. 20 Min Fahrzeit, welches maximal 1,50 € kostet. Ich habe in Vietnam nie Leitungswasser getrunken, da in ganz Südostasien davon abgeraten wird ungekochtes Leitungswasser zu trinken, z.B. gibt es öfters Kontaminationsfälle durch giftige Chemikalen, Schwermetalle oder Pestizide der Industrie, aber auch Viren und Baktieren die zu Magen-Darm-Erkrankungen führen können, sondern nur Trinkwasser aus geschlossenen Flaschen getrunken und hatte dadurch ebenfalls keinerlei Probleme, dennoch waren zwei nützliche Adressen:

- Deutsche Botschaft Hanoi, 29 P. Trần Phú, Điện Biên, Ba Đình, Hà Nội, Vietnam
- Thu Cuc International General Hospital, 286-294 Đ. Thụy Khuê, Thuỵ Khuê, Tây Hồ, Hà Nội 100000, Vietnam

Ha Noi ist eine wunderschöne Stadt mit unglaublich vielen Sehenswürdigkeiten, die Highlights waren aber auf jeden Fall der Hoa Kiem See in dem früher Schildkröten lebten und um den jedes Wochenende Straßensperren errichtet werden sodass man den See zu Fuß umrunden kann. Außerdem den Literaturtempel, die älteste Universität Vietnams! Sehenswert ist auch der Nachtmarkt in Ha Noi, welcher jedes Wochenende stattfindet. Hier kann man sehr viel Street Food probieren, z.B. Avocado-Eis, fritierte Hühnerfüße, frisches Obst, Eierkaffee und und und. Generell war ich von der Vielfalt des Essen absolut positiv überrascht, ich habe mir für viele Gerichte auch das Rezept geben lassen und teilweise schon Zuhause nachgekocht, Eierkaffe und Sot Vang beispielsweise. Über Kontakte mit Wissenschaftlern vor Ort wurde ich auch eingeladen zu einem Besuch der Familie eines Wissenschaftlers, den Hmong, einer ethnischen Minderheit in Vietnam. Die Einwohner des Dorfes waren unglaublich freundlich. Obwohl das Dorf arm ist, wurde alles geteilt und jeder hilft, feiert und trauert mit jedem. Die kinder haben mich herumgeführt und mir ihre Schule gezeigt, ein paar weitere vietnamesische Begriffe begebracht, da sie selbst noch kein englisch konnten und abends haben alle zusammen gegessen und Reiswein getrunken. Ein absolut einmaliges und wunderschönes Erlebnis!
 

Danksagung
Ich möchte den Gastinstitutionen, insbesondere Dyan Straughan und Hieu Tran, aber auch Jessica Oswald Terrill, Jen C. Tinsman, Ariel M. Woodward, Hope M. Draheim, Darren J. Wostenberg, Ed Espinoza, Mr. Son, Ms. Loan, Phang The Cong, Thomas Ziegler und Truong Nguyen herzlich für ihre Bereitschaft danken. Ebenso Dank dem Prof. Bingel-Stipendium der DAAD-Stiftung für diese einmalige und unglaubliche Möglichkeit und die damit verbundenen Erfahrungen.

Stand: Mai 2024.