Aisen Vasilev
Privat
Aisen Vasilev bei seiner Forschung an der Universität Hamburg, hier in der Bibliothek
„Ich bin dem Team der DAAD-Stiftung und meinem Betreuer, Prof. Otto Habeck, für die Möglichkeit dankbar, ein Forschungsaufenthalt am Institut für Ethnologie an der Universität Hamburg zu absolvieren, der mich auf meiner wissenschaftlichen Laufbahn voranbringen wird. Die Monate in Deutschland werden mir immer in Erinnerung bleiben.“
Als Althistoriker, der an seiner Doktorarbeit schreibt, forscht Aisen Vasilev auch interdisziplinär. So widmete er sich während seines Ulla-Johansen-Stipendiums der ethnologischen Forschung in Der Republik Sacha (Jakutien).
Seine Erfahrungen in Hamburg und am Ethnologischen Institut beschreibt er wie folgt:
Im April 2023 hatte ich das Glück, das Ulla-Johansen-Stipendium der DAAD-Stiftung zu erhalten.
Mein wissenschaftliches Praktikum begann am 1. Oktober 2023 und endete im März 2024. Das Thema meiner Einzelforschung lautete „Die Rolle des Faktors Ethnie bei der Bildung der Bürokratie Jakutiens im 19. Jahrhundert“ und mein wissenschaftlicher Betreuer war ein Professor des Instituts für Ethnologie der Universität Hamburg, Prof. Otto Habeck. Ich musste zeigen, wie der Faktor Ethnie den Wandel der ethnischen Identität von Bürokraten durch die langfristige Koexistenz mit den Jakuten und deren Kultur beeinflusste.
Für mich als Althistoriker war es von Interesse, bei meiner Forschung einen interdisziplinären Ansatz zu verfolgen, und die ethnologische Wissenschaft half mir dabei. Beim Verfassen meiner Dissertation arbeitete ich mit Bibliotheken und Museen in Deutschland zusammen und entdeckte so eine Menge Material über das Jakutien und Sibirien des 19. Jahrhunderts und machte mich darüber hinaus mit methodologischen Werken vertraut.
Aisen Vasilev bei der Arbeit in seinem Büro am Ethnologischen Institut
Während meiner Recherche in Deutschland entdeckte ich zum Beispiel die Schriften Adolf Ermanns, der in den 1820er Jahren zu Jakutien forschte. In seinem Werk „Reise um die Erde durch Nord-Asien und die beiden Oceane in den Jahren 1828, 1829 und 1830. – Berlin: G. Reimer, 1833-1848“ fand ich Informationen zum Prozess des Identitätswandels der russischen Bevölkerung in der Region Jakutien.
Neben meinem Betreuer bot mir auch die wissenschaftliche Gemeinschaft des Instituts an der Universität Hamburg – darunter Graduierte, Praktikantinnen und Praktikanten sowie Forschende – großartige Unterstützung beim Schreiben meiner Arbeit. Während einer unserer Besprechungen konnten wir die Funktion der jakutischen Sprache als Lingua franca unter der russischen Bevölkerung in Betracht ziehen.
Darüber hinaus nahm ich an wöchentlichen Kolloquien teil, machte mich mit dem deutschen System der Verteidigung der Doktorarbeit vertraut und konnte an wissenschaftlichen Tagungen teilnehmen. Ich hatte die Chance, der Tagung „Borderland Capitalisms Reconsidered: Economic Practices and Contested Resources in (Post-)Imperial Siberia and Central Asia (1822–1929)“ in Berlin beizuwohnen, deren Inhalte relevant für mein Thema waren. Ich begegnete dort vielen interessanten Forschenden.
Beim Besuch der Hamburger Speicherstadt
Zu den schönen Erfahrungen während meines Forschungsaufenthalts gehörte die Begegnung mit den anderen Geförderten in Bonn im Oktober (Anmerkung des Redakteurs: Sämtliche Stipendiatinnen und Stipendiaten der DAAD-Stiftung sind zur Teilnahme am sogenannten Orientierungsseminar des DAAD eingeladen). Ich traf dort wundervolle, interessante, energiegeladene Leute aus verschiedenen Ländern, mit denen ich sehr enge Freundschaften geknüpft habe.
Ich hörte von Geförderten vorheriger Jahrgänge, dass die inzwischen verstorbene Ulla Johansen den Gefördertentreffen in Bonn stets beigewohnt hatte. Es ist schade, dass wir sie nicht mehr kennenlernen konnten, aber ich freue mich sehr, dass das Stipendium weiterbesteht und auch in Zukunft junge Forschende aus Jakutien fördern wird.
Ein Spaziergang an den Alsterakaden darf nicht fehlen
Ich war noch nie zuvor in Europa gewesen und das hier war eine großartige Erfahrung für mich – nicht nur für meine wissenschaftliche Laufbahn, sondern auch, weil ich die europäische und vor allem die deutsche Kultur kennenlernen durfte. Ich dachte, dass es sehr schwierig für mich sein würde, mich anzupassen, aber ich traf auf wunderbare, hilfsbereite Menschen, die mir dabei halfen, mich in meinem neuen Umfeld zurechtzufinden. Die Deutschen nehmen sehr viel Rücksicht auf die Umwelt. Sie trennen ihren Müll streng und ich war überrascht, so viele ältere Menschen in Rissen auf dem Fahrrad oder am Steuer eines Autos zu sehen.
Ich fand hier viele Freunde, mit denen ich hoffentlich für viele Jahre Kontakt bleiben werde. Während meiner Zeit in Deutschland besichtigte ich zudem die Elbphilharmonie und wohnte dem Hauptspiel der Bundesliga – Borussia gegen Bayern – bei, um nur einige meiner Eindrücke zu nennen.
Zu Beginn meines Forschungsaufenthalts nahm ich an Deutschkursen teil und erhielt ein Sprachzertifikat über die Onlineplattform DUO (Deutsch-Uni Online). Obwohl ich nur die Grundlagen der deutschen Sprache beherrschte, stellte dies einen großen Schritt auf meinem Lernweg dar.
Ich gewann während dieser Zeit eine Menge akademischer Erfahrung und konnte meinen wissenschaftlichen Kenntnisbereich erweitern.
Stand: Oktober 2024. Die englische Version ist das Original.