Emily Belina
Privat
Emily Belina mit Dr. Michael Aven und seiner Frau Linda York im Café
„Ich bin ausgesprochen dankbar für die Chance, die mir das Respekt & Wertschätzung Stipendium der DAAD-Stiftung gewährte. Das Stipendium brachte mir weit mehr als eine einjährige Forschungsförderung. Ich erhielt eine neue Perspektive, fand eine neue Gemeinschaft und auch ein neues Leben, das ich mir nie so vorstellen konnte.“
Die US-Amerikanische Biologin Emily Belina kam nach Deutschland, um an der Johannes Guttenberg Universität an extrazellulären Vesikeln und deren Beteiligung an genetisch bedingten Krankheiten zu forschen. Auch von Mainz und seiner Umgebung war sie begeistert. Der Aufenthalt wurde Ihr durch das Respekt & Wertschätzung Stipendium ermöglicht.
Ihre Forschung im Labor, das Erlebte in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus, die Verbindung zu ihrem Förderer und einiges mehr schildert sie hier:
Mit Unterstützung des Respekt und Wertschätzung Stipendiums konnte ich im May-Simera-Labor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) forschen. Seit zwei Jahren untersuche ich die Ziliarsignalisierung in diesem Labor. Meine Forschung baut auf der während meines Grundstudiums in den USA geleisteten Arbeit auf.
Das Stipendium erlaubte mir, mich auf die Rolle der extrazellulären Vesikel (EV) bei kongenitalen Ziliopathien zu konzentrieren. Primäre Zilien sind Signalorganellen, die sich auf der Oberfläche der meisten Zellen von Wirbeltieren finden, auch im Augengewebe. Erblich bedingte Defekte in Primärzilien führen oft zu schweren Krankheitsphänotypen, die als Ziliopathien bezeichnet werden. Obwohl die primären Ziliare in der Regel hauptsächlich Signale empfangen, deutet das Vorhandensein von ziliaren extrazellulären Vesikeln darauf hin, dass sie auch Informationen abgeben könnten.
Emily Belina und Michael Aven besichtigen das Labor
Extrazelluläre Vesikel sind ein wichtiger neuer Forschungsbereich. Frühere Veröffentlichungen des Labors von May-Simera zeigten, dass primäre extrazelluläre Vesikel zu solchen Ziliopathien beitragen könnten. Trotz ihrer potenziell kritischen Rolle werden Mechanismen und Funktionen extrazellulärer Vesikel nach wie vor unterschätzt. Im vergangenen Jahr konzentrierte ich mich auf eingehendere Untersuchungen zum Inhalt von aus ziliopathischen Zelllinien gewonnenen extrazellulären Vesikeln und ob diese eine Reaktion auslösen können, insbesondere auf die Proteinhomöostase.
Der Forschungsbereich der extrazellulären Vesikel ist noch jung und die vorhandenen Assay-Kits sind für extrazelluläre Vesikel entweder nicht vorbereitet oder können sie nicht testen. Ich habe die im May-Simera-Labor genutzten Isolationsprotokolle der extrazellulären Vesikel verwendet, um ein Assay-Kit für solche Experimente anzupassen.
Ich konnte schließlich ein reproduzierbares Protokoll entwickeln, das vom Labor für alle zukünftigen Arbeiten zur Homöostase von extrazellulären Vesikel-Proteinen benutzt werden kann. Außerdem konnte ich erstaunlich überzeugende Daten über die Inhalte von extrazellulären Vesikeln gewinnen; mit großen Auswirkungen auf unser Verständnis von ziliopathischen Krankheitsmechanismen. Durch ein tiefgreifenderes Verständnis des Krankheitsmechanismus werden wir irgendwann in der Lage sein, eine Behandlung für diese Ziliopathien zu entwickeln.
Eindrücke vom Domplatz und dem Mainzer Dom
Eine dieser Ziliopathien ist das Bardet-Biedl-Syndrom (BBS), oft auch als archetypische Ziliopathie bezeichnet, da bei den Betroffenen fast jeder ziliopathische Phänotyp nachgewiesen wird. Dr. Helen May-Simera, die Hauptuntersuchungsleiterin des Labors, pflegt enge Arbeitsbeziehungen zu Mitgliedern des BBS-Vereins, einer Gruppe für Personen mit BBS und deren Familien.
Einige meiner schönsten Erinnerungen aus dem vergangenen Jahr ist das Kennenlernen dieser Familien und das Lernen aus ihren gelebten Erfahrungen, als sie Mainz besuchten. Ein Schulabsolvent mit BBS verbrachte sogar eine Woche mit uns im Labor und lernte dabei grundlegende Protokolle. Solche Gelegenheiten finden sich in der Forschung unglaublich selten und sind dennoch notwendig, um eine Verbindung zwischen Techniken und Forschungsbeiträgen mit der Menschlichkeit und Erfahrung von Betroffenen mit Ziliopathie herzustellen.
Impressionen von der Mainzer Innenstadt und dem Weihnachtsmarkt
Meine bisherigen Laborarbeiten haben mich gut auf die Forschung in Deutschland vorbereitet und angesichts der Internationalität der wissenschaftlichen Forschung musste ich keine allzu großen kulturellen Unterschiede innerhalb des Labors überwinden. Das May-Simera-Labor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz war ein besonders einladendes Umfeld. Dr. May-Simera, Doktoranden und Masterstudierenden und Postdoktoranden schaffen ein Klima der Zusammenarbeit und gegenseitigen Unterstützung.
Auch wenn meine Kollegen sehr beschäftigt waren: man hat immer die Zeit gefunden, mit bei der Suche nach einer bestimmten Chemikalie zu helfen oder mir ein Protokoll näher zu erklären. Bei meinem Abschied aus dem Labor wurde mir sogar ein Rezeptbuch aus einer Bäckerei in Mainz geschenkt, von der ich einmal erwähnt hatte, sie wäre meine Lieblingsbäckerei. Obwohl ich nur für eine kurze Zeit dort war, nahmen sich die Mitglieder des Labors die Zeit, mich kennenzulernen und mir das Gefühl zu geben, an einem so fernen Ort ein neues Zuhause gefunden zu haben.
Außerhalb der Arbeitszeit trafen sich die Labormitarbeiter häufig zu gemeinsamen Essen und Wanderungen, zum Fußballspielen und - in der Weihnachtszeit - zu Besuchen auf dem Weihnachtsmarkt. Mein Sponsor Dr. Michael Aven besuchte einmal das Labor für einen Rundgang und ein Abendessen auf dem Campus. Dies war eine aufregende Gelegenheit, denjenigen zu treffen, der meine Forschung überhaupt erst ermöglicht hatte.
Die Weinberge von Hochheim am Rhein
Ich begann meine Forschung in Deutschland als „Gap Year“, mit der Absicht, in die USA zurückzukehren, um Medizin zu studieren. Als ich in Deutschland ankam, waren meine Deutschkenntnisse äußerst begrenzt und ich fühlte mich anfangs überwältigt, selbst wenn ich nur mal eben im Supermarkt einkaufen ging. In meiner Nachbarschaft versuchte man oft, mit mir ein Gespräch zu beginnen, auch wenn wir nur zu zweit an der Bushaltestelle warteten. Obwohl ich ein halbes Jahr brauchte, um genug Deutsch zu verstehen, konnte ich ausgesprochen gut Gespräche führen, weil ich nur nickte und so tat, als wüsste ich, worum es ging.
Dieses kulturelle Eintauchen ist zweifellos die beste Möglichkeit, eine Sprache zu lernen, selbst wenn man wenig oder gar keine Grundkenntnisse hat, wie in meinem Fall. Ich konnte mich bald voll an diesen Gesprächen beteiligen. Als ich dann auch noch gelernt hatte, beim Recycling richtig zu trennen und mich daran zu erinnern, am Samstag vor der Schließung der Geschäfte am Sonntag meine Lebensmitteleinkäufe zu tätigen, fühlte ich mich in Deutschland dann wirklich wie zu Hause.
Zwei Mainzer Originale: Der Fastnachtsumzug und die Druckerpresse Gutenbergs
Mainz ist eine Uni-Stadt und ich konnte daher schnell deutsche und internationale Freunde kennenlernen. Nach zwei Jahren, in denen ich in Deutschland lebte, arbeitete und Menschen kennenlernte, beschloss ich schließlich, dauerhaft nach Deutschland umzuziehen und hier Medizin zu studieren. Nachdem ich meine Sprachprüfung bestanden habe und mich erfolgreich beworben hatte, kann ich nun voller Stolz mitteilen, dass ich mein Studium der Humanmedizin an der Universität zu Köln aufnehme.
Ich beabsichtige, die Forschung in der Augenheilkunde während meines Studiums und danach fortzusetzen, wobei ich sowohl meine Sprachkenntnisse als auch meine Kontakte in den USA und Deutschland nutze, um die Zusammenarbeit zwischen Forschern zu erleichtern. Ich bin ausgesprochen dankbar für die Chance, die mir das Respekt & Wertschätzung Stipendium der DAAD-Stiftung gewährte. Das Stipendium brachte mir weit mehr als eine einjährige Forschungsförderung. Ich erhielt eine neue Perspektive, fand eine neue Gemeinschaft und auch ein neues Leben, das ich mir nie so vorstellen konnte.
Stand: Oktober 2024. Die englische Version ist das Original.