Leanne DeMay
HHU
Die Forschungswelt von Leanne DeMay: Gehirne von Primaten
„Ich danke Dr. Michael Aven für die Förderung meiner Forschung in Düsseldorf von Oktober 2023 bis April 2024 durch das Stipendium der DAAD-Stiftung“.
Als Anthropologin beschäftigte sich Leanne DeMay mit der Hirnforschung bei Primaten. So untersuchte sie, gefördert durch das Respekt & Wertschätzung Stipendium, im Cecile & Oskar Vogt Institut Düsseldorf die Gehirne verschiedenster Arten, um die Kleinhirnentwickelung bei der Evolution des Menschen besser verstehen zu können.
Über ihre Forschung und die Zeit in Düsseldorf berichtet sie mit diesen Worten:
Als Doktorandin in der Anthropologie-Abteilung der Stony Brook University (SBU) habe ich meine Dissertation über die Evolution des Kleinhirns bei Primaten abgeschlossen. Mein Ziel ist es, unser Verständnis der Kleinhirnentwicklung zu verbessern, indem wir Gehirne auf mikroskopischer Ebene untersuchen. Dazu brauche ich zwei Dinge: Einmal den Zugang zu Gehirnen einer Vielzahl von Primatenarten (von Lemuren bis Gorillas) und zum zweiten den Zugang zu Scannern, die hochauflösende Bilder aufnehmen können.
Ich arbeite im Labor für makroevolutionäre Neuroanatomie von Dr. Jeroen Smaers an der SBU, das enge Beziehungen mit dem Cecile & Oskar Vogt Institut für Hirnforschung in Düsseldorf pflegt. Das Institut beherbergt eine der größten Sammlungen von Primatengehirnen innerhalb seiner histologischen Sammlungen.
Vor allem die Nutzung eines hochauflösenden Scanners gehörte zu Leanne DeMays Forschung
In diesem Institut befinden sich außerdem mehrere hochauflösende Scanner, die in der Lage sind, die für meine Erhebung so wichtigen Bilder aufzunehmen. Aus den von mir am Vogt-Institut gewonnenen Bildern werde ich Variablen wie Purkinje-Zellmenge und kortikale Dicke der verschiedenen Schichten der Kleinhirnrinde ableiten.
Diese Variablen stellen verschiedene Aspekte der Mikroschaltung des Kleinhirns dar, die für die Informationsverarbeitung verantwortlich ist. Durch den Vergleich dieser Variablen in verschiedenen Funktionsbereichen der Primatenarten können wir die genaue Beschaffenheit der zerebellären Informationsverarbeitung besser verstehen und die Frage beantworten, wie ihre regionalen Varianten das Verhalten beeinflussen können und welche Entwicklungen diese während der Evolution des Hirns von Menschen und Primaten durchmachten.
So freundlich wurde Leanne DeMay offiziell auf der Website des Instituts begrüßt
Dr. Katrin Amunts vom Vogt-Institut war sehr freundlich, mich im Institut zu empfangen und den Sammlungsleitern und Fachleuten vorzustellen. Ich konnte erfolgreich hochauflösende Hirnscans von über 40 verschiedenen Primatenarten erfassen, die in meiner Dissertation zur Datenerfassung verwendet werden und in die digitalen Sammlungen des Vogt-Instituts für zukünftige Forscher aufgenommen werden.
Alle Mitarbeiter am Institut waren sehr gastfreundlich und leisteten hilfreiche Beiträge für meine Forschung. Sie haben mir neue Deep-Learning-Methoden vorgestellt, mit denen Teile meiner Erhebung automatisiert und neue Variablen in meine Analysen einbezogen werden können.
Gehirnscans
Ich erhielt zudem die Gelegenheit, meinen Dissertationsvorschlag den Vogt-Wissenschaftlern zu präsentieren und aufzuzeigen, wie die historischen Sammlungen noch für wertvolle Forschungsarbeiten genutzt werden können. Um die evolutionären Entwicklungen des Kleinhirns oder einer anderen Gehirnstruktur zu identifizieren, sind vergleichende Studien mit einer großen und repräsentativen Stichprobe von Arten von entscheidender Bedeutung.
Die mit uns eng verwandten Primaten eignen sich hervorragend für diese Art von Analysen, welche die menschliche Gehirnentwicklung näher untersuchen. Primatenhirne sind jedoch nicht so einfach zu finden. Deshalb ist die große Primatenhirnsammlung des Vogt-Instituts für die neuroanatomische Forschung so wertvoll.
Der Rabenstein im Neandertal, die Fundstelle des Homo neanderthalensis
In meiner Freizeit habe ich oft Städte in ganz Deutschland erkundet. Meine erste Reise war der Besuch im Neanderthal Museum im nahe gelegenen Neandertal, ein Traum jedes Anthropologen. Es war auch meine erste Gelegenheit, mit der Bahn aus der Stadt und durch die atemberaubende Landschaft zu fahren. Während meines 7-monatigen Aufenthalts besuchte ich Aachen, Berlin, Köln und München für den jährlichen Krampuslauf.
In Düsseldorf habe ich die Stadt mit Freunden erkundet, die ich während meines Aufenthaltes kennengelernt hatte. Wir nahmen Malunterricht im Stadtzentrum, probierten verschiedene Restaurants aus und sahen sogar „Hänsel und Gretel“ in der örtlichen Oper. Am besten fand ich aber die Weihnachtsmärkte im Dezember! Der authentische Karneval in Düsseldorf kam jedoch knapp dahinter.
Leanne DeMay besuchte unter anderem den Weihnachtsmarkt auf der Domplatte in Köln
Jetzt, da ich wieder zu Hause in New York bin, erhebe ich Daten aus den von mir erfassten hochauflösenden Scans. Durch meinen Aufenthalt am Vogt-Institut habe ich nicht nur die für meine Dissertation benötigen Scans erhalten, sondern konnte auch wertvolle Einblicke von Experten vor Ort und neue Methoden für meine Datenerfassung gewinnen (z. B. Implementierung eines Deep Learning-Modells, das von einem ihrer Forscher erstellt wurde, um einen Teil des Datenerhebungsprozesses zu automatisieren).
Ich beabsichtige, meine Zusammenarbeit mit Forschern des Vogt-Instituts fortzusetzen und freue mich darauf, mit ihnen zusammen an künftigen Forschungsvorhaben zu arbeiten. Gerne komme ich auch später wieder zurück, denn ich hatte das Glück, während meines Aufenthaltes Freunde fürs Leben zu finden! Insgesamt bereicherte meine Erfahrung in Düsseldorf mein Leben und erweiterte meinen Horizont, sowohl akademisch als auch kulturell.
Stand: Juni 2024. Die englische Version ist das Original.